Trainer Dirk Jörns hat sich von seinen Spielern eine Bierdusche abgeholt. Bild: lofi

Trainer Dirk Jörns hat sich von seinen Spielern eine Bierdusche abgeholt. Bild: lofi

„Man hielt es nicht für nötig, uns zu gratulieren“ – Weinheims Meister-Trainer Dirk Jörns im Interview mit dem sport-kurier

Verbandsliga | erstellt am Di. 23.05.2017

Mit Siebenmeilenstiefeln ist die TSG Weinheim durch die Verbandsliga Nordbaden marschiert und belohnte sich am vergangenen Wochenende selbst: Durch den 2:0-Heimsieg gegen den SV Schwetzingen sicherte sich die Mannschaft von Trainer Dirk Jörns vorzeitig die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg.

Wobei in der Oberliga dann andere Spieler am Ball sein werden, weil die Mannschaft aus bekannten Gründen – der sport-kurier berichtete ausführlich – zerfällt.

Wir sprachen mit Meister-Trainer Dirk Jörns.

 

Freude bei den Spielern der TSG Weinheim, als die Meisterschaft feststand.Bild: Fischer

Hallo Herr Jörns, hinter Ihnen liegt eine überragende Saison der TSG Weinheim, oder?

Ja, das muss man so sagen. Wir hatten sowohl in der Hinrunde als auch in der Rückrunde einen Rucksack zu schleppen. Die Vorbereitung auf die Saison war sehr kurz und dann haben wir das erste Spiel gegen den VfR Mannheim gleich verloren. Aber wir haben uns schnell gefangen, hatten unseren Rhythmus wieder und haben noch eine überragende Hinserie gespielt. Vor der Rückrunde war dann jeder gespannt wie sie laufen wird. Schließlich hat ein Großteil unserer Spieler ja quasi gegen seine eigene Zukunft gespielt. Eben die Spieler, die nach Heddesheim oder zum VfR wechseln. Durch unseren Erfolg haben sie in Kauf genommen, dass ihr künftiger Arbeitgeber vielleicht nicht aufsteigen kann. Die Verbundenheit untereinander war bei uns unglaublich. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass wir mit 74 Punkten Meister wurden. Das ist zuvor in der Verbandsliga noch keiner Mannschaft gelungen. Und das mit attraktivem Fußball. Uns war es immer wichtig, selbst zu spielen, dominant zu sein.
 
Was war denn ausschlaggebend für diese Runde, gab es ein Erfolgsgeheimnis?

Wir waren ja bereits in der Rückrunde der Vorsaison sehr stark. Da haben wir nur einmal verloren. In dieser Vorrunde mussten wir uns ebenfalls nur einmal geschlagen geben und diese Rückrunde haben wir auch sehr gut gespielt. Wir waren einfach auch eingespielt. Aber ich habe vor Heddesheim und dem VfR großen Respekt. Beide haben eigentlich eine Meisterrunde gespielt. Unser großes Plus war vielleicht, dass wir uns alle aufeinander eingelassen haben.

Gespannte Haltung kurz vor dem Schlusspfiff. Links der Spielleiter David de Vega, rechts Trainer Dirk Jörns. Bild: Marco Schilling.
 
Wie bitter ist es nun, dass Sie die Früchte dieser harten Arbeit nicht gemeinsam in der Oberliga ernten können?

Mir tut es vor allem für die Jungs leid, die gerne in der Oberliga gespielt hätten. Anderseits haben alle gute Lösungen gefunden. Drei Spieler bleiben und die, die es zum VfR oder nach Heddesheim zieht, sind bei ambitionierten Teams untergekommen. Dort haben sie eine tolle Plattform.
 
Gab es schon eine Feier?

Klar, wir haben unmittelbar nach Spielschluss recht spontan und ausgiebig gefeiert. Es werden aber noch weitere folgen. An diesem Mittwoch sind wir nun beispielsweise alle zu einer großen Feier eingeladen. Leider kam von Vereinsseite gar nichts. Sowohl die Geschäftsführung als auch die Abteilungsleitung hat nicht mit uns gesprochen. Man hielt es nicht für nötig, uns zu gratulieren. Und das bei solch einer überragenden Saison. Ich denke, das spricht für sich.

Die Weinheimer haben nicht nur gute Fußballer, sondern auch attraktive Spielerfrauen. Bild: Lothar Fischer

 

 
Wie geht es jetzt mit Ihnen weiter? Steht tatsächlich eine Pause an?

Ja, aktuell ist das der Stand der Dinge. Wenn ein Angebot kommen würde, dass mich sehr reizt, würde ich es mir möglicherweise nochmals überlegen. Ich habe jetzt Zeit meinen Sohn, der in der F-Jugend von Lützelsachsen spielt, zu trainieren. Ich werde da etwas mithelfen und bin davon überzeugt, dass das viel Spaß machen wird. Außerdem werde ich sicherlich die eine oder andere Hospitanz machen. Das wollte ich schon immer, auch um mich weiterzuentwickeln. Vielleicht werde ich auch mal bei Profitrainern über die Schulter schauen.
 
Letzte Frage: Wer sichert sich den Relegationsplatz? Heddesheim oder der VfR Mannheim?

Ich muss nochmals betonen, dass beides tolle Teams sind. Verdient hätten es deshalb beide. Der Vorteil liegt vor dem letzten Spieltag bei Heddesheim. Sie haben einen Punkt Vorsprung, also ist der VfR auf ein Stolpern der Heddesheimer angewiesen. Ich denke, dass der VfR seine Hausaufgaben machen wird. Ich traue allerdings auch Heddesheim den Sieg gegen Lauda zu.

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