
Weinheims Kapitän Christopher Hiller gehört zu den Top-Leistungsträgern seines Teams. Foto: Simon Hofmann
Christopher Hiller: „Ohne Fußball geht es nicht.“ +++ Mit der TSG Weinheim die Oberliga im Visier
Verbandsliga | erstellt am Do. 08.12.2016
Der Kapitän der TSG Weinheim spielte ernsthaft mit dem Gedanken, seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Mit 28. Also in einem Alter, in dem viele Spieler ihre beste Zeit noch vor sich haben.
„Schuld“ war die liebe Zeit, was auch mit seinem Job zusammenhängt. Hiller arbeitet in Heddesheim bei der Firma Pfenning-Logistics. Dort ist er Speditionskaufmann. Eigentlich sollte nach der letzten Saison Schluss sein. Aber Hiller switchte um, hat noch ein Jahr hintendran gehängt. Warum? „Na, weil es ohne Fußball nicht geht“, lacht er. Und was, wenn im Sommer der Aufstieg gelingt? Werden dann aus einem vielleicht doch zwei Jahre. „Natürlich, die Oberliga würde mich schon sehr reizen.“
Der Verbandsligist hatte in der Hinrunde oft Grund zum jubeln. Nur eine Niederlage und ein Remis, bei 14 Siegen stehen in der Statistik. Bild: Simon Hofmann.
Dass er der TSG die Treue gehalten hat, hängt aber auch mit seinem Trainer zusammen. Dirk Jörns und er kennen sich schon ewig. „Wir haben ja sogar noch zusammen gespielt“, berichtet Hiller. Längst ist eine Freundschaft entstanden, die weit über das Rasen-Rechteck hinaus geht. Aber das ist in Weinheim nichts ungewöhnliches. Hiller schwärmt: „Von Position 1 bis 17 verstehen wir uns sehr gut. Wir Spieler unternehmen auch privat sehr viel zusammen. Das ist sicher auch ein Grund für unsere starken Leistungen.“
Stark ist genau das richtige Wort. Denn die Zwei-Burgen-Städter, die für ihren Tiki-Taka-Style bekannt sind, haben in der Verbandsliga Nordbaden eine Top-Hinrunde hingelegt. Mit 43 Punkten führen sie das Tableau souverän an. Mithalten können da nur wenige. Eigentlich nur Heddesheim, das sich mit 39 Zählern in die Winterpause verabschiedet hat. Der VfR Mannheim, der als großer Favorit in die Saison gegangen ist, hat als Dritter bereits neun Punkte Rückstand (34).
Dirk Jörns leistet bei den Weinheimern überragende Arbeit. Kapitän Christopher Hiller und Trainer Dirk Jörns sind ein eingespieltes Team. Bild: Simon Hofmann.
Ein Zwischenstand, der auch in Weinheim überrascht. „Gegen uns kann man natürlich mal verlieren“, stellt Hiller grinsend klar, „aber die Niederlagen gegen Zuzenhausen und Kirchheim haben uns schon überrascht.“ Wobei kein falscher Eindruck entstehen darf, auch im direkten Duell hatten die Rasenspieler durchaus ihre Chancen. Hiller blickt zurück: „Das 3:0 entspricht nicht wirklich dem Spielverlauf. Es war enger, aber wenn man oben steht, klappt eben vieles. Das ist einfach so.“
In Sachen Aufstieg tippt er nach wie vor auf einen Dreikampf. Allerdings glaubt Weinheims „Zehner“, dass der VfR zunächst erst einmal auf den zweiten Platz schielen wird, weil neun Punkte schon eine Menge sind. Kann die TSG Weinheim überhaupt noch verlieren? „Sagen wir es mal so“, betont Hiller, „auf uns warten schon noch unangenehme Aufgaben. Gerade bei den beiden Durlacher Vereinen, aber auch in Lauda, ist es nie einfach.
Weinheims Torjäger Cihad Ilhan (blau) im Luftduell mit Heddesheims Verteidiger Boubacar Siby. Aktuell kann wohl nur noch die Fortuna aus Heddesheim am Thron des Tabellenführers kratzen. Bild: Simon Hofmann
Zuhause mache ich mir hingegen keine Sorgen, da treten wir einfach extrem dominant auf.“ Zuversichtlich stimmt zudem, dass die Langzeitverletzten nach der Winterpause wieder dabei sein werden. Dann stehen wieder alle 17 Mann zur Verfügung. „Das macht uns dann nochmals deutlich flexibler“, freut er sich.
17 Mann sind aber auch nicht die Welt – gerade mit Blick auf einen möglichen Aufstieg! Hiller sieht das ähnlich. Zwei, drei Leute müssten laut ihm dann noch kommen. Ansonsten wäre die Oberliga kaum zu stemmen. Als Abenteuer sieht er den anvisierten Klassensprung aber keineswegs an. Im Gegenteil: „Ich denke schon, dass wir die Qualität haben, um dort zu bestehen“, sagt der Zinédine Zidane-Fan. Und wer weiß, sollte es in der Oberliga richtig gut laufen, werden aus einem Jahr vielleicht sogar drei. Oder vier, oder fünf…
„Zu alt bin ich jedenfalls noch nicht“, flachst Hiller. Widersprechen kann man da nicht.
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