Choreo der deutschen Fans beim Spiel gegen die Ukraine (Endstand 2:0). Bild: Marc Schüler

Choreo der deutschen Fans beim Spiel gegen die Ukraine (Endstand 2:0). Bild: Marc Schüler

Die Trainer Reiner Hollich (VfB Gartenstadt) und Steffen Kohl (SV 98 Schwetzingen) im EM 2016 – Talk mit dem Sportkurier

Verbandsliga | erstellt am Fr. 17.06.2016

Aktuell gibt es in Deutschland wieder Millionen Bundestrainer, die ihren ganz eigenen Masterplan für die Erstürmung des europäischen Throns haben. Aber auch echte Experten reden mit.

Wir sprachen mit zweien. Rainer Hollich, ehemaliger Erfolgstrainer des SV Waldhof Mannheim und jetziger Trainer des VFB Gartenstadt, und Steffen Kohl, dem Coach des Verbandsligisten SV Schwetzingen, nahmen Stellung.

Hallo Herr Hollich, hallo Herr Kohl, wie bewerten sie beide denn das bisherige Abschneiden der deutschen Mannschaft in Frankreich?

Reiner Hollich (Trainer des Landesligisten VfB Gartenstadt). Foto: Berno Nix
 
Hollich: Wir haben jetzt vier Punkte, die bei diesem Modus wohl schon reichen werden, um weiterzukommen. In so ein Turnier kommt man meistens schwer rein. Insgesamt ist die deutsche Mannschaft vielleicht noch nicht so kompakt und kombinationssicher wie bei der WM 2014. Aber dort hat es ja auch etwas gedauert, bis man richtig im Turnier war.
 
Kohl: Na ja, ich würde es mal als durchwachsen bezeichnen. Das erste Spiel gegen die Ukraine war ordentlich, aber wir hatten in der eigenen Defensive unsere Probleme. Gegen Polen war es dann eigentlich genau umgekehrt. Vorne ist uns nichts eingefallen, wir hatten keine Durchschlagskraft. Auffällig ist bei dieser EM bislang auf jeden Fall, dass wirklich alle Mannschaften es verstehen, gut zu verteidigen.

Die Fans haben eine große Erwartungshaltung. Als amtierender Weltmeister legt man die „Messlatte hoch an“. Bild: Marc Schüler
 
Was ist für Deutschland denn drin?
 
Hollich: Ich denke, dass sie unter die letzten vier Teams kommen können. Spanien muss man auch immer auf der Rechnung haben und überraschenderweise diesmal doch auch wieder die Italiener. Und natürlich die Franzosen, die auch ein Stück weit von der Euphorie im Land getragen werden. Ich bin der Meinung, dass uns nach vorne ein Stürmer fehlt, der auch mal in Eins-gegen-Eins-Situationen geht. Götze spielt meiner Meinung nach ohnehin auf der falschen Position. Er ist kein falscher Neuner. Wenn er von weiter hinten kommt, ist er stärker. Aber es ist Löws Aufgabe, das zu erkennen. Im letzten Drittel spielen wir einfach zu viel quer, wollen das Spiel weiterhin breit machen. Wir brauchen im Zentrum einfach mehr Durchschlagskraft und Zielstrebigkeit.
 
Kohl: Also ich denke mal, dass wir auf jeden Fall weiter kommen und in die K.o.-Phase einziehen. Ab da müssen wir uns dann aber stabilisieren. Nach vorne muss mehr gehen. Aber ehrlich gesagt habe ich bei dieser EM bis jetzt noch keine Mannschaft gesehen, die mich wirklich restlos überzeugt hat. Besonders glücklich bin ich auch über den Modus nicht. Da ja pro Gruppe bis zu drei Mannschaften weiter kommen können, wird sehr viel taktiert. Deshalb geht das Turnier eigentlich erst ab dem Achtelfinale richtig los.
 
Im letzten Gruppenspiel geht es für Deutschland am Dienstag gegen Nordirland. Ein Sieg ist Pflicht, oder?
 
Hollich: Das sehe ich auch so. Und der sollte auch mal höher ausfallen als nur mit 1:0. Man darf nicht vergessen, dass wir Weltmeister sind und da darf man so etwas schon mal erwarten.

Steffen Kohl, Trainer des Verbandsligisten SV 98 Schwetzingen: Bild: lofi
 
Kohl: Nordirland hat ein sehr robustes Team, aber natürlich wäre alles andere als ein deutscher Sieg eine große Enttäuschung. Da muss einfach gewonnen werden.
 
Schaut man als Trainer bei so einem Turnier eigentlich genauer hin, hält Ausschau nach neuen taktischen Ideen und Ausrichtungen?
 
Hollich: Ich bin ja häufiger auch auf Trainerfortbildungen und da werden dann immer mal wieder Spiele von EM- und WM-Turnieren analysiert. Als Trainer sind solche Partien natürlich sehr interessant, man kann sich immer wieder neue Ideen holen und einfach mal verfolgen, wie es die ganz Großen so machen. Ich schaue mir da schon gelegentlich etwas ab, gerade bei Standardsituationen gucke ich genauer hin. Da kann man sich neue Inspirationen holen und Tricks aneignen.
 
Kohl: Natürlich schaut man da etwas genauer hin. Andererseits bin ich aber wirklich auch mal froh, wenn ich ein Spiel einfach genießen kann und dabei mit Freunden Spaß habe. Hinter mir liegt ja mein erstes Jahr als Cheftrainer, zudem habe ich meine Trainerlizenz noch erweitert, sprich es hat sich in den letzten Monaten wirklich sehr viel um den Fußball gedreht.

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