
Peter Brandenburger, Trainer des VfB Gartenstadt. Bild: Siegfried Lörz
„Spiele ohne Zuschauer finde ich ehrlich gesagt schwachsinnig“ – Gartenstadts Trainer Peter Brandenburger im Interview
Verbandsliga | erstellt am Mi. 18.03.2020
„Das habe ich doch jetzt alles nur geträumt, es kann doch nichts auf dieser so fortschrittlichen Welt geben, das sie derart aus dem Gleichgewicht geraten lässt“.
Nur ein paar Sekunden später hat einen die Realität dann wieder und man weiß: Corona kann das sehr wohl.
Auch Peter Brandenburger, der Trainer des Verbandsligisten VfB Gartenstadt, macht sich so seine Gedanken. Wir sprachen mit ihm.
Peter Brandenburger, das was gerade passiert, ist schwer in Worte zu fassen, oder?
Ich denke, dass das Ganze ein wenig unterschätzt wurde. Auch von mir, da will ich mich gar nicht rausnehmen. Die Maßnahmen, die derzeit angewendet werden, sind recht drastisch auf den ersten Blick, aber ich denke, dass sie richtig sind. So können wir dieses Virus eindämmen. Man war anfangs zu blauäugig. Das gilt für die Politik und für jeden einzelnen zuhause.
Wie ist die Situation denn in Gartenstadt?
Wir müssen uns natürlich auch an die Vorgaben halten. Das Training und der Spielbetrieb wurden komplett eingestellt. Wir leisten auch unseren Beitrag. Ich bin der Meinung, dass wir den Höhepunkt noch nicht erreicht haben. Ich denke, dass sich in den nächsten 2 Wochen alles noch steigern wird. Aus meiner Sicht wird die Saison auch nicht mehr fortgesetzt werden können. Jetzt wurde erst einmal bis Mitte April alles stillgelegt und selbst wenn es dann wieder gehen sollte, können wir nicht sofort wieder von 0 auf 100 hoch fahren. Wir sind keine Profis und könnten deshalb auch nicht im Rhythmus Mittwoch und Sonntag spielen, das lässt sich beruflich nicht verbinden.
Wie hält man in Gartenstadt Kontakt?
Wir befinden uns in einem regen Austausch mit den Führungsspielern und die geben die Infos dann an den Rest der Mannschaft weiter.
Gibt es individuelle Trainingspläne?
Ich habe den Spielern einen groben Plan an die Hand gegeben. Mit ihm können sie sich draußen fit halten. Ob sich das dann alles so umsetzen lässt, ist natürlich fraglich. Aber jeder, der es gewohnt ist, Sport zu machen, versucht das auch weiterhin. Wobei die Gesundheit natürlich immer im Vordergrund stehen sollte.
Mit der Saison haben Sie aber bereits insgeheim abgeschlossen. Oder?
Ich bin mir da natürlich auch nicht zu 100 Prozent sicher. Ich weiß aber eben nicht, ob es wirklich sinnvoll wäre, wenn man in 4 oder 6 Wochen wieder beginnen würde, denn bis dahin wird das noch nicht ausgestanden sein. Und es macht wenig Sinn, wenn ein Spieler auf dem Platz steht, der diesen Virus vielleicht hat, es nicht einmal weiß, und dann wieder 10 neue Spieler infiziert. Dann geht das alles ja wieder von vorne los.
Die Bundesligisten überlegen die Runde ohne Zuschauer zu Ende zu spielen.
Da bin ich relativ weit weg. Darüber muss ich mir zum Glück keine Gedanken machen. Diese Vereine sind mittlerweile echte Wirtschaftsunternehmen, da geht es um sehr viel Geld und die Folgen eines Saisonendes wären wohl aus finanzieller Sicht sehr drastisch. Andererseits steht die Gesundheit über allem. Klar wäre das Infektionsrisiko eingedämmt, wenn statt 50000 Zuschauern nur Betreuer und Spieler im Stadion wären, aber das Risiko einer Ansteckung ist trotzdem da. Ich bin deshalb dafür, dass man vernünftig sein sollte und Spiele ohne Zuschauer finde ich ehrlich gesagt schwachsinnig.
Noch kurz zum Sportlichen: Ihre Mannschaft steht aktuell auf dem 6. Platz. Wie zufrieden ist man mit der Saison bisher in Gartenstadt?
Wir hatten Höhen und Tiefen in dieser Runde Mit wirklich guten Leistungen, aber auch mit Niederlagen, die nicht hätten sein müssen. Insgesamt sind wir zufrieden. Wir hatten einen recht großen Umbruch vor der Saison. Deshalb überwiegt das Positive.
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