Waldhofs Sebastian Lindner am Ball. Gegen den SV Elversberg traf er zum 1:0 Sieg. Bild: AS Sportfotos
Waldhofs Sebastian Lindner, der Siegtorschütze gegen den SV Elversberg: „Dieser Verein gehört einfach in den Profibereich.“
Regionalliga | erstellt am Mi. 11.11.2015
Unten auf dem Rasen-Rechteck liefern sich der SV Waldhof und der SV Elversberg ein umkämpftes Spitzenspiel. Es steht 0:0. Auf den Rängen macht sich so langsam Nervosität breit. Manche kauen Fingernägel, andere schreien sich den Hals wund.
In der 60. Minute tut sich dann etwas am Spielfeldrand: Trainer Kenan Kocak beordert Sebastian Lindner heran. Der defensive Mittelfeldmann kommt für Daniel di Gregorio. Ein genialer Schachzug von Kocak, denn der Wechsel macht sich bereits sieben Minuten später bezahlt. Nach einem Eckball kommt Lindner an den Ball, fackelt nicht lange und schiebt das Spielgerät flach ins Tor. Das Stadion tobt, feiert, als wäre so eben schon der Aufstieg unter Dach und Fach gebracht worden.

Da schreit und läuft jemand seine ganze Freude heraus. Lindner hat soeben die 1:0 Führung im Spitzenspiel gegen SV Elversberg erzielt. Nur wenige Minuten zuvor hatte ihn Kenan Kocak eingewechselt. AS Sportfotos.
Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten: Sebastian Lindner
Alle jubeln ihm zu. Das muss ein tolles Gefühl gewesen sein, oder Herr Lindner? „Definitiv, für mich war das ein persönliches Highlight, ganz klar. Es war einfach atemberaubend.“ Doch der 23-Jährige ist einer, der weiß, was sich gehört. Er passt den Ball weiter, vergisst nicht. Der gebürtige Bensheimer, der schon immer in Lorsch lebt: „Hätte Christian Mühlbauer den Ball nicht quer gelegt, hätte ich die Chance auf das Tor gar nicht erst bekommen.“
Das ehrt ihn. Leicht hat er es in dieser Saison ohnehin nicht. Er war zwar so gut wie in jedem Saisonspiel dabei, kam aber eigentlich immer nur von der Bank. Einen Fußballer wurmt das. Jeder will in die Start-Elf, will von Beginn an glänzen. Auch Sebastian Lindner. Er sagt: „Meiner Meinung nach muss diesen Ehrgeiz jeder Fußballer mitbringen, andernfalls wäre er am falschen Platz.“ Aber auch: „Für einen Trainer ist es immer schwer, er kann ja nur elf Mann aufstellen.“

Kollektiver Jubel beim Tabellenführer der Regionalliga Südwest. Sebastian Lindner wird von seinen Mitspielern für seinen Treffer beglückwünscht. AS Sportfotos.
Leicht macht es der ehemalige deutsche U16-Nationalspieler seinem Trainer Kenan Kocak aber mit solchen Auftritten nicht. Denn wer in derart wichtigen Spielen genau dort steht, wo man stehen muss, um zu knipsen, der hat etwas, was nicht jeder hat. Über sich selbst spricht Lindner übrigens nicht so gerne: „Das überlasse ich in der Regel anderen“, lacht er verlegen.
Aber der Sportkurier ist hartnäckig. Und das lohnt sich meistens, auch beim Elversberg-Schreck. Lindner über Lindner: „Na ja, ich würde sagen, dass ich recht zweikampfstark bin und trotz meiner 177 cm Körpergröße ein gutes Kopfballspiel habe.“
Lindner: „Für den Verein, die Region und uns ist das eine Super-Sache.“
All das will er auch in dieser Saison weiter für den SV Waldhof einbringen. Überrascht ihn der derzeitige Höhenflug eigentlich? „Wir wussten schon, dass wir viel Qualität haben, aber dass es jetzt so gut läuft, war natürlich nicht vorherzusehen“, verrät er und ergänzt: „Für den Verein, die Region und uns ist das natürlich eine Super-Sache.“
Einer der Waldhof-Buben zu sein, ist für ihn übrigens eine große Ehre. Die Fans, die Tradition, das ganze Drumherum beeindruckt den ehemaligen Nachwuchs-Spieler des 1. FC Kaiserslautern. Und für ihn kann es deshalb nur ein Ziel geben: „Dieser Verein gehört einfach in den Profibereich. In die erste oder zweite Liga und zunächst eben mal in die dritte.“

Szene aus 2014/2015 – Kristian Maslanka (Worms) gegen Waldhofs Sebastian Lindner (rechts) SV Waldhof Mannheim vs. Wormatia Worms. AS Sportfotos.
Zurück ins Rampenlicht – das wünschen sich viele Anhänger für ihren SVW
Und eigentlich ist man davon auch nur noch drei Schritte entfernt. Meistert man die, wäre man nämlich zumindest vorübergehend mal wieder in einem Wettbewerb mit den ganz Großen, den Münchner Bayern, den Dortmundern. Gemeint ist der DFB-Pokal. Der BFV-Pokal soll als Sprungbrett dienen: Am Samstag um 15.30 Uhr empfängt Waldhof den Ligarivalen FC Astoria Walldorf zum Viertelfinale im Badischen Pokal.
„Da wollen wir natürlich eine Runde weiter kommen“, stellt Lindner, der noch einen Vertrag bis zum Sommer 2016 in Mannheim besitzt, klar, „aber es wird nicht leicht, Walldorf hat auch eine starke Mannschaft.“ Für viele ist es bereits das vorweggenommene Endspiel.
Also wieder eine Art Spitzenspiel. Und in denen trifft Lindner ja besonders gerne….
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