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Regionalligist SV Waldhof Mannheim 07 befindet sich im Höhenflug
Regionalliga | erstellt am Fr. 16.10.2015
„Wir sind nicht im Soll, wir sind weit über dem Soll. Wir gehören da oben eigentlich gar nicht hin“, betonte der Mannschaftskapitän Hanno Balitsch zuletzt gleich mehrfach. Man kann es sehen, wie man will, aber die Tabelle lügt nicht. Wer erst am zehnten Spieltag das erste Spiel verliert und im elften und zwölften Spiel gleich wieder gewinnt, der hat seine errungene Punktzahl und die Spitzenposition nicht ganz zufällig erobert.
Mit sechs Neuzugängen in der Anfangsformation startete der SVW am ersten August-Wochenende in Homburg in die neue Saison
Das Tor zum 1:1-Endstand schoss mit Daniel Di Gregorio jedoch einer, der schon im Vorjahr für die Mannheimer auflief. So richtig einordnen konnte das Ergebnis damals noch keiner. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass der von manchen Experten zum Geheimfavoriten ernannte FC Homburg wohl wieder im Schatten der saarländischen Spitzenteams Elversberg und Saarbrücken stehen wird und nicht um den Aufstieg mitspielt.
Wäre das Spiel in Homburg zu einem späteren Zeitpunkt gekommen, hätte ein besser eingespielter SVW dort mehr als nur einen Punkt anstreben können. Beim ersten Spiel läuft halt naturgemäß noch nicht alles rund. Die große Stunde der Neuverpflichtungen schlug sechs Tage später im Carl-Benz-Stadion beim ersten Heimspiel der Runde. Drei Tore durch drei Neuzugänge gegen die Zweite Vertretung aus Hoffenheim bedeuteten den ersten von sieben Siegen in Folge.

Jan Fiesser gegen Ali Ibrahimaj / SVW , SV Waldhof Mannheim vs. 1. FC Saarbruecken. AS Sportfotos.
Neben Balitsch traf auch der zweite Heimkehrer Giuseppe Burgio sowie der spielende Co-Trainer Michael Fink. Womit schon drei absolute Verstärkungen der Mannschaft namentlich genannt sind. Stand im Vorjahr eine ziemlich junge Truppe auf dem Feld, bekamen die „Grünschnäbel“ nun mit den zwei Ex-Profis Balitsch und Fink echte Leithammel an die Hand. Solche Führungsfiguren waren das fehlende Puzzle-Stück, welches im Vorjahr ein besseres Abschneiden verhinderte.
Dazu kam mit Markus Scholz ein drittligaerfahrener Torwart aus Dresden, der nur schwer zu bezwingen war und im Derby gegen Kaiserslautern 2 sogar einen Elfmeter hielt. Neben sieben Zu-Null-Spielen in Folge als Ergebnis einer guten Abwehrarbeit zeigten sich aber auch die Offensivkräfte in einer Torlaune, wie man sie beim Waldhof schon länger nicht mehr gesehen hatte.
Neben Burgio (fünf Tore) schlug mittlerweile auch Jannik Sommer mit neun Toren bei elf Einsätzen voll ein
Sein schlechter Einstand mit der Schwalbe in Homburg, für die er vom Platz flog, ist längst zu den Akten gelegt. In der vergangenen Runde mit je einer Halbserie noch für Zweibrücken und Pirmasens am Ball und bei zwei schwächeren Teams trotzdem fünfzehn Mal erfolgreich, konnte er auch beim SVW mit seinen Toren seinen guten Lauf nahtlos fortsetzen.
Und Burgio, der ausgerechnet bei den Festspielwochen gegen Saarbrücken, Kassel und Offenbach aufgrund seiner Blinddarm-Operation nicht mitwirken konnte, weiß auch, wo das Tor steht. Der immer in Mannheim lebende Knipser war sowieso nie so ganz weg. Ali Ibrahimaj, ein weiterer Neuzugang, lief so manches Mal geknickt vom Feld. Zu gerne hätte er sich auch schon in die Torschützenliste eingetragen. Was der Club an ihm hat, zeigte sich aber so richtig erst, als er verletzungsbedingt fehlte. Das mit dem Toreschießen wird sicher bald auch noch klappen.

Aufgrund des sportlichen Erfolges stiegen auch die Zuschauerzahlen deutlich an. AS Sportfotos.
„Die mannschaftliche Geschlossenheit und er Teamgeist“, das sind für Balitsch die Gründe für den Höhenflug des SVW.
Dafür spricht, dass bis zum 31. August kein Spieler den Verein verlassen hat, der momentan nur im zweiten Glied steht und im Vorjahr vielleicht noch unter den ersten Elf stand. Gut erholt von der ersten Saisonniederlage zeigte das Team beim früher schwer zu bezwingenden Nachwuchs des SC Freiburg im Mösle-Stadion die richtige Reaktion und spielte den Gegner phasenweise an die Wand.
Die Zuschauer honorierten die bisher gezeigten Leistungen durch ihr zahlreiches Erscheinen. Beginnend mit 4100 Zuschauern gegen Hoffenheim, steigerten sich die Besucherzahlen von Heimspiel zu Heimspiel mit dem vorläufigen Höhepunkt von über 11 500 Fans gegen die Offenbacher Kickers. Auch wenn nun in den nächsten Monaten verstärkt nicht ganz so namhafte Teams in Mannheim aufkreuzen, so wird sich schon so mancher Fan überlegen, ob er sich dieses Spektakel wirklich entgehen lassen soll.
Was sind die Saisonziele?
Bezüglich des Tabellenranges äußerte sich Michael Fink schon vor dem Saisonstart und hielt einen Platz unter den ersten Fünf für erstrebenswert. Von Seiten der anderen Verantwortlichen kam immerhin die klare Ansage, endlich einmal wieder den Badischen Pokal gewinnen zu wollen. Warum sollen sich immer die anderen wie Nöttingen oder Neckarelz über das Traumlos Bayern München freuen dürfen, auch der SVW will man wieder einen der Großen im Carl-Benz-Stadion empfangen dürfen. Am 14. November können die Blau-Schwarzen im Topspiel des Viertelfinales gegen Astoria Walldorf diesem Ziel einen großen Schritt näher kommen. Auch sonst war im Verein in den letzten Wochen viel in Bewegung.
Stephan Pfitzenmeier leitet als kommissarischer Geschäftsführer die Geschäftsstelle und brachte als Nachfolger von Andreas Laib viel frischen Wind in die Bude. Eine sich drehende Werbebande ist eine der sichtbaren Neuerungen im Carl-Benz-Stadion. Das soziale Engagement des Clubs drückt sich in Benefizveranstaltungen wie dem Spiel in Wald-Michelbach für den an Leukämie erkrankten Aron aus ebenso wie eine Typisierungsaktion im Stadion in Zusammenarbeit mit der Fan-Dachorganisation „Pro Waldhof“.

Giuseppe Burgio Nr. 11 / SVW gegen den Ex-Waldhöfer Christoph Becker, SV Waldhof Mannheim vs. 1.FC Kaiserslautern II. AS Sportfotos.
Auch darüber hinaus drückt Pfitzenmeier auf die Tube
Obwohl Waldhof noch bis zum Saisonende Zeit hat, die geplante und von den Mitgliedern befürwortete Spielbetriebs GmbH auf die Beine zu stellen, soll laut Pfitzenmeier schon am 1. Januar oder spätestens im ersten Quartal des Jahres 2016 Vollzug gemeldet werden.
Diesen Vollzug gibt es dann, wenn ein Investor mindestens eine Million Euro in diese GmbH eingezahlt hat. Bei der derzeit entfachten Euphorie in und rund um den Verein sicher kein unlösbares Problem. „Die Fußballspieler sind die besten Außendienstmitarbeiter eines Clubs“, sagte mal ein ehemaliger Berater des SVW. Nun: Diese Aussendienstmitarbeiter machen zurzeit einen verdammt guten Job.
Erschienen in unserer Sportkurier-Printausgabe vom 15.10.15
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