VfB-Coach Reiner Hollich ist nicht mehr Trainer beim Aufsteiger aus Gartenstadt. Bild: Berno Nix
Paukenschlag! ++ Verbandsligist VfB Gartenstadt trennt sich von Trainer Reiner Hollich
VfB Gartenstadt | erstellt am Mi 27.09.2017
Der aktuell Tabellenvorletzte trennte sich nach nur 6 Spieltagen in der neuen Liga, von seinem Trainer Reiner Hollich. Mit ihm wurde auch Co-Trainer Bruno Hoffmann seiner Aufgaben entbunden.
Hollich war in der Saison 2016/2017 mit dem VfB Gartenstadt als Meister der Landesliga Rhein-Neckar souverän in die Verbandsliga Baden aufgestiegen. Dies war bei den Mannheimer Vorstädtern auch gleichzeitig der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Der Vertrauensbeweis gegenüber Hollich hatte für 6 Spieltage in der neuen Liga seine Gültigkeit, dann kam das Aus für den erfahrenen Trainer, der auch u.a. im Juni 2011 mit dem damaligen Oberligisten SV Waldhof Mannheim 07 den sensationellen Aufstieg in die Regionalliga schaffte.
Es liegt noch nicht lange zurück, da herrschte beim VfB Gartenstadt große Freude über den Verbandsligaaufstieg (Juni 17). Wenige Monate später musste Erfolgscoach Reiner Hollich gehen. Bild: Nix
Wir haben uns einen Tag nach der Entlassung mit Reiner Hollich unterhalten.
Hallo Herr Hollich, man ist überrascht. Nach 6 Spieltagen wird gemunkelt, Sie seien am Dienstag ihrer Aufgaben entbunden worden. Eine Pressemitteilung des Vereins war noch nicht zu vernehmen.
HOLLICH: Ja, das stimmt. Ich hatte mit dem Sportlichen Leiter Raimund Disch am Montag eine längere Unterredung. Dabei sprach man auch intensiv über den bisherigen Saisonverlauf. Es würde jetzt den Rahmen sprengen, ins Detail zu gehen. Herr Disch wollte sich dann am Dienstag bei mir melden, was auch erfolgte. Er sagte mir am Telefon, dass man die Zusammenarbeit beenden möchte. Es müssten in der Mannschaft „neue Impulse“ gesetzt werden.
Wie werten Sie diese frühe Beurlaubung, nach nur 6 Spieltagen?
HOLLICH. Ich bin sehr enttäuscht und habe da auch keinen Rückhalt von der Sportlichen Leitung mehr gespürt. Nach dem Aufstieg, dem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, hätte ich mir mehr Vertrauensbeweis gewünscht. Natürlich sind wir mit dem Saisonstart, bei vier Niederlagen und zwei Remis nicht zufrieden. Aber ich bin sicher, dass wir gegen die kommenden Gegner, den SV 98 Schwetzingen und VfR Gommersdorf erfolgreich gewesen wären. Wir hatten seit der Vorbereitung einfach zu viele Baustellen, so dass man jetzt nicht so früh diese Entscheidung hätte treffen müssen.
Wo lagen denn die Probleme überhaupt? Der Kader schien doch zumindest auf dem Papier gut zusammengestellt.
HOLLICH: Einmal in der Kaderzusammenstellung. Da waren wir auch unterschiedlicher Auffassungen. Ich wurde so gut wie nicht bei den Transfers eingebunden. Ich hatte einen Plan abgegeben, auf welchen Positionen dringend personeller Bedarf gewesen wäre in dieser neuen Spielklasse. Leider konnte dem Wunsch nicht entsprochen werden, warum auch immer. Stattdessen hatten wir auf manchen Positionen ein absolutes Überangebot an Spielern. Hinzu kamen verletzungsbedingte Ausfälle. Bayram beendete seine Laufbahn und Abele verletzte sich schwer. Das waren eingeplante Schlüsselpositionen gewesen.
Sie monieren auch die Trainingsbeteiligung?
HOLLICH: Ja, leider war das so. Die ließ auch zu wünschen übrig, zu oft fehlten Akteure auch urlaubsbedingt. Ich wurde da bei einigen Fehlzeiten von Spielern vor vollendete Tatsachen gestellt, das war frustrierend. Im Training 6 gegen 6 zu spielen, kann nicht der Anspruch von uns gewesen sein. Hinzu kam natürlich die noch fehlende Homogenität. Die Fluktuation im Kader war ja schon groß und es war klar, dass bestimmte Automatismen erst dann greifen können, wenn wir zusammen intensiv arbeiten können.
VfB Gartenstadt – SG Kirchheim/Heidelberg, Verbandsliga, v.l. Gartenstadts Darnell Hill im Kopfballduell mit Kirchheims Martin Rau. Bild: Berno Nix
Sie monieren den fehlenden Rückhalt?
HOLLICH: Schon, ja. Die Kommunikation zwischen unserem Sportlichen Leiter Herrn Disch und mir war nicht mehr so, wie ich es mir gewünscht hätte bzw. es aus meiner Sicht erforderlich gewesen wäre. Aber auch hier möchte ich jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen. Raimund Disch hat schließlich auch sehr großen Anteil am Aufschwung des VfB in den letzten Jahren.
Was nehmen Sie aus der Zeit beim VfB mit?
HOLLICH: Es war eine erfolgreiche Zeit. Ich habe mir nichts vorzuwerfen und sicher auch dazu beigetragen, dass die sportlichen Zielsetzungen des Vereins erreicht wurden. Im Zuge des Erfolges gibt es viele „Schulterklopfer und Fürsprecher“. Wenn es mal nicht so läuft, geht es schnell in die andere Richtung, diese Erkenntnis durfte ich jetzt machen. Ich bin da natürlich sehr enttäuscht darüber. Das muss jetzt auch erst einmal alles „sacken“.
Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen alles Gute für die Zukunft.
HOLLICH: Vielen Dank.
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