Matthias Dehoust (Trainer FC Germania Friedrichsfeld). Bild: Berno Nix

Matthias Dehoust (Trainer FC Germania Friedrichsfeld). Bild: Berno Nix

„Das ist der Wahnsinn“ – Ex-Profi Matthias Dehoust über die Krise und mögliche Folgen für den Profi-Fußball

Kreisligen | erstellt am Fr. 27.03.2020

Beim Mannheimer Kreisligisten hält man den Kontakt über die eigene Whatsapp-Gruppe und hofft, dass es in nicht allzu ferner Zeit mal wieder weitergeht. Der sport-kurier sprach mit dem Ex-Profi, der es auf insgesamt 90 Einsätze in der 2. Liga brachte und viele Jahre für den SV Waldhof gespielt hat.

Hallo Herr Dehoust, hätten Sie so etwas mal für möglich gehalten, dass der komplette Sport lahmgelegt wird?

Nein, dass es mal soweit kommen würde, dass wirklich weltweit kein Sport mehr betrieben wird, nicht. Das ist der Wahnsinn und für mich eigentlich unfassbar. Aber die Zeiten sind momentan leider so.

Wie bewältigt man die Krise denn in Friedrichsfeld?

Wir halten über unsere Whatsapp-Gruppe den Kontakt. Die Jungs halten sich zuhause fit und posten ab und an auch mal bei Instagram Videos wie sie das so machen. Dass die Saison nochmals fortgesetzt wird, kann ich mir nicht vorstellen. So lange die Schulen zu sind und es ist davon auszugehen, dass dies bis in Richtung Pfingsten so sein wird, wird sicher auch kein Fußball mehr gespielt. Ich sehe die Saison deshalb als beendet an. Die Frage ist nun, wann und in welcher Form das bei uns alles wieder weitergehen wird. Bei uns gibt es keine TV-Gelder zu verdienen. Deshalb denke ich, dass dies alles etwas einfacher zu handeln ist.

Bei den Profis in der 1. und 2. Liga könnte es zu Spielen ohne Zuschauer kommen, um eben diese TV-Gelder doch noch einspielen zu können. Wie stehen Sie dazu?

Die könnten das mit Englischen Wochen in den Griff bekommen. Da ich mit Marco Rose, dem Trainer von Borussia Mönchengladbach einst zusammen gespielt habe und nach wie vor mit ihm in Kontakt stehe, habe ich von ihm mitbekommen wie es ist, wenn man ohne Zuschauer in der Bundesliga spielen muss. Das Derby gegen Köln war ja bereits so ein Geisterspiel. Und klar ist: Das will keiner. Andererseits ist es eben so, dass viele Vereine ohne das TV-Geld in große finanzielle Schwierigkeiten kommen. Ohne dieses Geld funktioniert der ein der andere Verein nicht.

Uli Hoeneß meinte kürzlich, dass nach dieser Krise die Zeiten vorbei sein könnten, in denen Mega-Transfers abgeschlossen werden. Wie sehen Sie das?

Es ist doch so wie bei uns im Kleinen auch. So lange es jemanden gibt, der das Geld in die Hand nimmt, wird es so bleiben. Ich kann mir schon vorstellen, welche Vereine Herr Hoeneß da im Auge hat. Da sind mitunter aber Geldgeber hinten dran, die das Ganze als eine Art Spielzeug sehen und die werden auch weiter viel Geld in die Hand nehmen. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn es nach dieser Krise zu einer Zäsur kommen würde. Es wäre sicher auch schwer nach außen darzustellen, wenn durch diese Krise ganze Unternehmen den Bach runter gehen und gleichzeitig würden wieder 150 oder 200 Millionen für einen Spieler ausgegeben.

Demnach könnte diese Krise also wirklich eine Chance sein, dass sich der Profi-Fußball auch in Sachen Gehalt wieder ein wenig an die „normale“ Welt anpassen würde …

Naja, man muss schon sagen, dass man als Profi-Sportler nur einen gewissen Zeitraum hat, in dem man von seinem Sport leben kann. Mit 67 verdient kein Profi mehr sein Geld als Spieler. Man muss sich in jungen Jahren also schon ein wenig Geld beiseitelegen können, um auch danach noch für seine Familie sorgen zu können. Aber insgesamt sind die Gehälter in den letzten Jahren sicher ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Wenn ich jetzt auch gerade die Olympischen Spiele sehe. Es war doch eigentlich klar, dass man da jetzt im Jahr 2020 nicht mal so ganz gemütlich eine Olympiade stattfinden lassen kann, aber da stecken eben so viele Großsponsoren dahinter. So hat man diese Entscheidung ewig hinten raus geschoben.

Sie als Ex-Profi: Wie gefährlich wäre es denn für die Bundesliga-Profis, wenn sie jetzt plötzlich wieder von 0 auf 100 hochfahren müssten?

Die haben ja eine ganze andere Grundlage als wir. Man sieht ja täglich bei Instagram oder auf anderen Sportportalen, wie sie sich zuhause fit halten. Teilweise auch mit professionellen Cyber-Plänen. Das ist auch alles schön und gut. Doch es kann niemals ein ganz normales Mannschaftstraining auf dem Platz ersetzen. Ich denke aber trotzdem, dass es die Spieler der 1. und 2. Liga hinkriegen sollten, sich in 2 Wochen wieder entsprechend hochzufahren.

In der Kreisliga würde das länger dauern.

Sicherlich. Ich bin ja in Kontakt mit einigen Spielern und man hört mittlerweile bei manchen schon raus, dass es eben doch gar nicht so schlecht ist, wenn man zwei Mal in der Woche zusammen trainiert und am Wochenende ein Spiel hat. Ich hatte mich ja schon häufiger über die schlechte Trainingsbeteiligung in der Vergangenheit beschwert. Wenn das alles mal ausgestanden ist, hoffe ich, dass sich das ändert. Denn man sieht ja jetzt auch mal, was einem fehlt.

 

 

 

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