Marco Buttler (links) war

Marco Buttler (links) war "Man of the Match" in der Partie gegen Ilvesheim. Drei Tore erzielte der Allrounder innerhalb weniger Minuten. Bild: Berno Nix

Vogelstangs Marco Buttler macht innerhalb 7 Minuten einen Hattrick +++ Nach 0:3 noch 3:3 gegen Ilvesheim

Kreisklassen | erstellt am Di. 27.09.2016

Denn im Sommer passierte das, was eigentlich vermieden werden sollte: der nächste Totalumbruch stand an. „Wir wussten vor der Saison wirklich nicht, ob wir überhaupt das Zeug dazu haben, in dieser Liga zu bestehen. Denn leider wurden uns die guten Spieler weggeholt und dann mussten wir quasi wieder ohne Geld alles umbauen“, berichtet Enrique Cazorla, der Trainer des SSV Vogelstang.

Mut machte dann auch die Vorbereitung nicht. Licht und Schatten wechselten sich munter ab. Wobei es meist eher schattig war. „Allerdings gab es wirklich auch immer wieder Ansätze, die mir gezeigt haben, zu was wir fähig sein können“, erinnert sich Cazorla zurück.

Cazorla beklagt das Verletzungspech

Das Problem ist mittlerweile jedoch ein anderes. Nämlich das Verletzungspech. „Uns hat es wirklich richtig erwischt“, berichtet Cazorla (Foto unten), „gerade in der Abwehr.“ Von sechs Abwehrspielern fallen seit Saisonbeginn fünf aus. Also machte Cazorla, der mit seiner Mannschaft aktuell auf dem 13. Platz der Staffel II rangiert und bislang vier Zähler gesammelt hat, aus der Not eine Tugend. Stürmer wurden kurzerhand zu Defensivhaudegen umfunktioniert.

Enrique Cazorla, der Trainer des A-Ligisten SSV Vogelstang in Aktion. Bild: Berno Nix.

„Und unter diesen Umständen läuft es eigentlich gar nicht schlecht“, betont der Trainerfuchs, der mittlerweile gelernt hat, mit kniffligen Situationen umzugehen. „Man kann keinem der Jungs einen Vorwurf machen. Aber natürlich sind wir nach hinten schon nicht so stabil, wie wir es eigentlich sein könnten oder sollten.“ Ein Saisonziel hat man ohnehin nicht ausgegeben. Die Klasse halten wäre schon eine feine Sache, wobei ja Besserung in Sicht ist. Das Lazarett wird sich zwangsläufig lichten. Und auch die Urlauber sind nicht ewig unterwegs. Cazorla weiß das, er sagt: „In zwei, drei Wochen wird es mit dem Improvisieren wohl aufhören.“

Marco Buttler ließ es richtig krachen – 3 Tore innerhalb 7 Minuten

Aktuell profitiert er jedenfalls davon, dass er einige Allrounder im Kader hat.
Marco Buttler zum Beispiel. Laut Cazorla ein Mann, der überall spielen kann. Im Sturm scheint er jedoch ein Juwel zu sein. Am letzten Wochenende ließ es der 23-Jährige nämlich ordentlich krachen. Da war er quasi die Lebensversicherung des SSV: Gegen Ilvesheim machte er aus einem 0:3 noch ein 3:3. Und das in kürzester Zeit, in sieben Minuten. Zwischen der 80. und 87. Minute schockte er die Insulaner mit drei Treffern. Ein lupenreiner Hattrick.

Cazorla überraschte der übrigens nicht. „Ich kenne ihn sehr gut. Er spielt nun schon seit sechs Jahren unter mir, folgt mir zu jedem Verein. Verblüfft hat mich da schon eher, dass ihm die drei Treffer gelungen sind, obwohl wir nach der roten Karte schon ein Mann weniger waren.“

Die Buttler-Gala war gewissermaßen sogar generalstabsmäßig geplant

Cazorla hatte sich für seinen Alleskönner einen besonderen Masterplan zurechtgelegt. Nämlich erst schonen, um dann den Gegner in Grund und Boden zu rennen und zu schießen. Der Trainer: „Wir hatten uns vor dem Spiel unterhalten und beschlossen, dass er diesmal erst zur Pause kommt, um auch wirklich 45 Minuten lang Vollgas geben zu können.“

Richtig zufrieden war Cazorla nach dem Last-Minute-Remis aber trotzdem nicht. Was jedoch weniger mit Buttler zusammenhing, sondern vielmehr mit den vielen Torchancen, die noch liegen gelassen wurden. „Ganz ehrlich, wir hätten dieses Spiel durchaus auch gewinnen können, aber letztlich musst du eben zufrieden sein, wenn du aus einem 0:3 noch ein 3:3 machst.“

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TSV Amicitia Viernheim II – SSV Vogelstang, Kreisklasse A2, v.l. Viernheims Niklas Roesch (links) gegen Vogelstangs Marco Buttler (rechts). Szene aus der Saison 2015/2016. Bild: Berno Nix

Und wie sieht der Knipser die Sache selbst? „Natürlich war es ein besonderes Erlebnis. Im Erwachsenenbereich war es mein erster Hattrick!“ Was jedoch wohl auch damit zusammenhängt, das Cazorla manchmal andere Pläne mit Buttler hat. Der erzählt: „Ich bin mal Verteidiger, mal Mittelfeldspieler, mal Stürmer. So wie es der Trainer eben will.“ Und was will Buttler selbst? „Natürlich Stürmer sein“, lacht er. Als Vollblutstürmer würde er sich dann aber doch nicht bezeichnen. Vielmehr sei es seine Schnelligkeit, von der er profitiert, wenn er vor dem gegnerischen Tor auftaucht.

Momentan ist jedoch noch nicht klar, ob das auch so weitergehen wird. Aktuell deutet nämlich vieles darauf hin, dass er im Winter die Fußballschuhe an den Nagel hängen wird — zumindest vorübergehend. Das hat mit seinem Job zu tun. Marco Buttler arbeitet als Fliesenleger und möchte demnächst gerne seinen Meister machen.

„Da würde dann einfach die Zeit für den Fußball fehlen.“ Leicht fallen würde ihm dieser Schritt aber nicht: „Ich spiele jetzt seit 18 Jahren Fußball, da ist es doch klar, dass man nicht so einfach aussteigen kann. Aber der Beruf geht eben doch vor.“ Widersprechen kann man da nicht. Sicher auch Enrique Cazorla nicht — auch wenn es schwer fällt…

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