Der Präsident des Badischen Fußballverbandes zu Themen dieser Zeit

Der Präsident des Badischen Fußballverbandes zu Themen dieser Zeit

Der Präsident des Badischen Fußballverbandes zu Themen dieser Zeit

Archiv Verbände (Fußball) | erstellt am Sa. 05.01.2013

… die Gewaltproblematik und mit welchen Herausforderungen sich der Verband und die Vereine auseinandersetzen müssen.

Herr Zimmermann, welche persönliche Bilanz ziehen Sie aus dem Jahr 2012?

Für den bfv ziehe ich eine überaus positive Bilanz. Es ist es uns sehr gut gelungen unsere Dienstleistungen auf einem hervorragenden Niveau zu halten, insbesondere ohne unsere Vereine zu belasten. Und dies, obwohl die Jahre 2011 und 2012 von Personalwechseln auf unserer Geschäftsstelle geprägt waren. Wir stehen in der Summe in allen Bereichen sehr gut da.

Mit dem DFB-Amateurfußballkongress in Kassel wurde im Frühjahr die Zukunft des Amateurfußballs diskutiert. In Ihren Augen ein erfolgreicher Kongress?

Es ist natürlich immer schwierig einen Erfolg zu verkünden, wenn man persönlich von Beginn an bei der Umsetzung beteiligt war. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass es dem DFB sehr gut getan hat, einmal die Amateure in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken. Zudem war aus meiner Sicht gerade die Art und Weise der Umsetzung richtungsweisend und zielführend, denn erstmalig kamen Vertreter der Vereine, Fußballkreise, Landesverbände und des DFB zusammen. Damit saßen tatsächlich Menschen aus allen Ebenen des Fußballsports zusammen, um über die Zukunft des Fußballs zu diskutieren. bad. verband

Nun werden die Themen auch in der bfv-Strategieentwicklung fortgeführt. Was hat es damit auf sich?

Wir haben nichts anderes getan, als die Informationen aus dem Kongress und die nachfolgende Diskussion in ähnlicher Weise weiterzuführen. Aus diesem Grund haben wir nicht nur Mitglieder unserer Gremien mit auf die Reise genommen, sondern zahlreiche Vereinsvertreter aus unseren Kreisen und den unterschiedlichsten Spielklassen.

Welche Impulse erhoffen Sie sich durch die Ergebnisse der bfv-Strategieentwicklung?

Banal ausgedrückt wollen wir nun wirklich versuchen, die Zukunft aktiv in die Hand zu nehmen, eben gestalten und nicht verwalten. Es kommen zahlreiche Herausforderungen auf den Sport zu, es seien nur die Ganztagesschule und die demographische Entwicklung an dieser Stelle genannt. Gerade bei der Ganztagesschule werden sich für die Mannschaftssportarten mit regelmäßigem Trainingsbetrieb gewaltige Problemstellungen ergeben, welche aus meiner Sicht sehr unterschätzt wurden – auch heute noch.

Stichwort Impulse: 2013 steht der Verbandstag auf dem Programm…

Verbandstagsjahre sind immer besondere Jahre mit vielen zusätzlichen Aufgaben und Terminen. Der Verbandstag dieses Jahr wird aber unter ganz besonderen Vorzeichen stehen, denn erstmalig in der Geschichte des bfv wird er nicht in unserer Sportschule Schöneck stattfinden. Der „Auszug“ ist erforderlich, da wir in wenigen Wochen wieder mit aufwändigen Bauarbeiten in der Sportschule beginnen, welche sich über die Sommermonate hinaus erstrecken und dadurch einen Verbandstag vor Ort unmöglich machen werden.

Auf welche zukünftigen Herausforderungen müssen sich der Verband und die Vereine einstellen?

Die beiden größten habe ich ja bereits erwähnt. Hinzu kommen sicher viele der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen, die sich immer auf den Fußball als größte Sportbewegung unmittelbar auswirken. Ich denke hier neben der leider in unserer Gesellschaft mittlerweile alltäglichen Gewaltproblematik an Phänomene wie die zunehmende Mobilität und die damit verbundene Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsstätte.

Welche Lösungsansätze gibt es für diese Problemfelder?

Wir sind hier aufgefordert, immer flexibler und schneller zu reagieren. Es werden derzeit Themen, wie zum Beispiel Zweitspielrechte, Pass/Spielbetrieb-Online diskutiert und auch sicher in den kommenden Jahren mehr und mehr umgesetzt. Gerade hierfür war der Prozess ausgehend vom Amateurfußballkongress sehr wichtig. Denn so haben wir sämtliche Ideen und Anregungen gesammelt, welche jetzt diskutiert und auf die Umsetzbarkeit und Wirkung geprüft werden.

Das Thema „Gewalt“ im Fußball muss leider jedes Jahr immer wieder besprochen werden. Der Tod des holländischen Schiedsrichters hat alle schockiert. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung?

Das war ein Schock für uns alle, ich selbst bin noch immer entsetzt. Leider muss auf dieser Welt immer erst etwas Schlimmes passieren, bevor die Menschen sich selbst an die Nase fassen. Man muss sich das doch nur vorstellen, da geht jemand zum Fußball und findet dort seinen Tod! Damit kann jemand, der diesen Sport wirklich liebt, nicht leben! Fußball ist ein tolles und wichtiges Spiel, aber ganz sicher nicht wichtiger als ein Menschenleben oder die Menschenwürde. Spätestens jetzt muss jeder verstehen, dass es so nicht weitergehen kann, und zwar völlig egal ob Spieler, Trainer, Betreuer oder Zuschauer. Es muss Schluss sein mit Beleidigungen und vor allem körperlichen Übergriffen! Wir werden dieses Thema immer weiter tragen und nicht aufgeben.

Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es, um dieses Problem in den Griff zu bekommen?

Zunächst werden wir auch weiterhin jeden auf seine eigene Verantwortung bei sich auf seinem Fußballplatz hinweisen. Denn das Verständnis für diese Thematik der am Sport beteiligten Personen sowie ein eigenes Handeln der Entscheidungsträger ist unerlässlich für die Lösungsszenarien. Daher werden wir auch weiter bei allen Veranstaltungen auf das Gewaltphänomen hinweisen. Dabei werden zwei Richtungen zu verfolgen sein: Zum einen eine konsequente Verfolgung und Bestrafung von Gewaltdelikten, die auf und neben den Fußballplätzen keinen Raum finden dürfen. Und zum anderen eine im unteren Jugendbereich beginnende Gewaltpräventionskampagne, damit unsere Kinder und Jugendliche, deren Trainerinnen und Trainer sowie alle Verantwortliche und Interessierte sich mit diesem Thema intensiv und aktiv auseinandersetzen müssen, damit aufwachsen und das Thema Gewaltprävention somit von klein auf verinnerlicht wird.

regio-suedwest
Sie waren Leiter der Arbeits- und Steuerungsgruppe zur
Vorbereitung der Regionalliga Südwest. Inwiefern haben sich Ihre Erwartungen der neuen Spielklasse erfüllt?

Zunächst bin ich froh und glücklich darüber, dass die Gründungsphase, die mit einer überregionalen Abstimmung über sieben Landesverbände hinweg sehr arbeitsintensiv war, so einvernehmlich und zielorientiert abgelaufen ist. Die Regionalliga ist eine Klasse im Übergangsbereich zwischen Amateur- und Profifußball. Es sind unzählige Reformationswege möglich, aber es wird einem nie gelingen, alle zufriedenzustellen, weil die Interessenlagen ganz einfach zu unterschiedlich sind. Vor diesem Hintergrund sind wir bislang recht zufrieden, denn es gibt nahezu keine negativen Rückmeldungen. Daneben sind die Zuschauerzahlen gegenüber der alten Struktur angestiegen und wir haben eine deutliche Kostenreduktion für die teilnehmenden Clubs geschaffen. Daher sind wir bislang sehr zufrieden.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der badischen Proficlubs?

Ausbaufähig und zurzeit doch sehr Ernst. Aber als traditioneller Optimist gehe ich davon aus, dass die TSG Hoffenheim und der SV Sandhausen jeweils den Klassenerhalt und der KSC den direkten Wiederaufstieg schaffen werden. Das Glück vervollständigen wird dann noch hoffentlich der SV Waldhof Mannheim, dem es nach einer tollen Rückrunde gelingen wird, den zweiten Platz in der Regionalliga zu erobern und damit die Aufstiegsrunde zur dritten Liga zu erreichen. Den Oberligameistertitel werden mit der SpVgg Neckarelz und dem FC Astoria Walldorf ebenfalls zwei badische Teams untereinander ausmachen. Das wäre doch eine tolle Bilanz für uns alle, oder?

In der Sportschule Schöneck wurde Anfang 2012 das Arkadenhaus saniert. Welche Projekte stehen in den nächsten Jahren auf dem Turmberg an?

Saniert trifft es sicher nicht ganz, denn das Arkadenhaus wurde auf eine neue Stufe gehoben. Die Zimmer haben nun einen deutlich höheren Standard! Aber es stehen erneut große bauliche Projekte in Millionenhöhe an. Wir werden in den kommenden Jahren den Ausbau des Speisesaales umsetzen. Zudem werden wir neue Räume für Besprechungen bauen. Das größte Projekt wird aber sicher der Ausbau des Verwaltungsgebäudes sein. Dieses ist mittlerweile in die Jahre gekommen und muss von Grund auf saniert und gleichzeitig ausgebaut werden, um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeitgemäße Arbeitsplätze zur Verfügung stellen zu können.

Und was wünschen Sie sich für das Jahr 2013?

Mehr Verständnis untereinander, mehr Ehrlichkeit und gerechtere Verhältnisse in Deutschland beziehungsweise am besten gleich auf der ganzen Erde!

Quelle des Artikels: Badischer Fußballverband / stm

Foto oben: BFV / Grafik CWA

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