"Zufriedenheit hat in der Ausbildung nichts verloren"

„Zufriedenheit hat in der Ausbildung nichts verloren“

Archiv Regionalliga (Fußball) | erstellt am Do. 18.10.2012

… U23-Trainer Frank Kramer zum Wiedersehen mit seinem ehemaligen Verein, wo er viele Jahre als Spieler und Nachwuchstrainer tätig war.

Im Sport-Kurier-Interview möchten wir mit ihm über die aktuelle Situation im 1899-Nachwuchsbereich, speziell seiner U23-Nachwuchsmannschaft, sprechen. Der gebürtige 40-jährige Memminger ist seit Juli 2011 für den Unterbau der TSG-Profi-Mannschaft verantwortlich.

Sport-Kurier: 1899-Manager Andreas Müller gab im großen Sport-Kurier-Interview zu verstehen, dass er großen Wert auf eine Durchlässigkeit von der eigenen Jugend bis hin zur Profi-Mannschaft legt. Sind hierfür die Voraussetzungen gegeben? 1899-hoffenheim

Frank Kramer: Ja, auf jeden Fall. Man muss sich nur mal die Mühe machen und unseren Unterbau anschauen. In der U23 und U19 sind schon einige Spieler dabei, die den Sprung schaffen können, in der U17 nimmt die Zahl nochmals zu. Dies zeigt, dass in den vergangenen Jahren etwas gewachsen ist und sich die harte Arbeit in den nächsten Jahren auszahlen wird. Doch der Verein kann immer „nur“ die Voraussetzungen schaffen, die letzten Meter muss der Spieler schon selbst gehen.

Durch die vielen Personalwechsel ist die Zielrichtung und Philosophie der TSG für den ein oder anderen unverständlich geworden.

Frank Kramer: An der Ausrichtung oder gar der Philosophie hat sich nichts verändert. Unser Ziel ist es nach wie vor Eigengewächse in die Bundesliga-Mannschaft zu bringen, um so auch die Identifikation der Region mit der TSG nachhaltig zu stärken. Glauben Sie mir, wir warten auch schon ungeduldig darauf, bis wir den ersten Jugendspieler in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena sehen können. Doch man tut den Spielern keinen Gefallen, sie zu früh ins kalte Wasser zu werfen. Junge Menschen muss man behutsam aufbauen. Wir haben schließlich eine Verantwortung gegenüber unseren Spielern.

Dem all zu oft angekündigten Jugendstiel folgte nun die Verpflichtung von älteren, erfahrenen Profis. Dies wirkt sich sicherlich nicht motivierend auf den Nachwuchs aus.

Frank Kramer: Das sollte doch eher hoch motivierend auf die Spieler wirken. Denn entscheidend ist nicht das Alter eines Spielers sondern seine Qualität, die er mitbringt. Ich kenne keinen Trainer, der einen älteren Spieler aufstellen würde, wenn der Jüngere besser ist.

Ihre U23 konnte im bisherigen Saisonverlauf nach 13 Spieltagen in der Regionalliga Südwest eine sehr gute Rolle spielen. Der zweite Tabellenplatz dokumentiert dies eindrucksvoll.bwa-foto u23-trainer frank kramer

Frank Kramer: Wir sind schon zufrieden mit der Entwicklung unserer Spieler, wie sie arbeiten und nach vorne kommen wollen. Was uns in manchen Situationen noch fehlt, ist die Kaltschnäuzigkeit. Wir waren oftmals die bessere Mannschaft und haben es aber nicht geschafft, die Leistungen in Ergebnisse umzumünzen. Doch in der Entwicklung junger Spieler sollte man ohnehin nie zufrieden sein. Denn Zufriedenheit hat in der Ausbildung nichts verloren.

Markus Babbel betont immer wieder ein wachsames Auge auf die U23 zu richten. Wie eng ist die Zusammenarbeit mit dem Profi-Trainer?

Frank Kramer: Wir verstehen uns gut, tauschen uns fast täglich aus. Markus Babbel und Rainer Widmayer interessieren sich sehr für die Entwicklungen der Spieler. Dass man sich als Cheftrainer derart viele Spiele der U23 anschaut, ist keine Selbstverständlichkeit. Das Praktikum bei Markus im Rahmen des Fußballlehrer-Lehrgangs macht es noch ein Stückweit einfacher sich auszutauschen.

Auf der einen Seite freut es Sie, wenn Spieler Ihrer Mannschaft den Sprung in den Profikader schaffen, doch andererseits verlieren Sie dadurch einen wichtigen Stammspieler. Ein Interessenskonflikt der besonderen Art für sie als Trainer?

Frank Kramer: Da gibt es keinen Interessenskonflikt, glauben Sie mir. Würde ich diese Auffassung vertreten, wäre ich völlig deplatziert. In meiner Funktion als U23-Trainer muss ich im Sinne des gesamten Vereins denken und handeln. Auch die Spieler haben ja das Ziel Profi zu werden, dafür gehen sie täglich auf den Trainingsplatz. Schaffen wir es, die Jungs permanent einen Schritt nach vorne zu bringen, dann profitiert auch die U23 davon.

Welchen Ihrer Spieler trauen Sie zeitnah am ehesten den Sprung zu den Profis zu?

Frank Kramer: Entwicklungen sind nicht immer vorhersehbar. Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass es der Spieler mit mehr Talent auch in den Profikader schafft. Harte Arbeit zahlt sich aus. Daher möchte ich auch keine Prognose abgeben.

Foto 1 Marco Bschirrer – Foto 2 BWA-Bauer

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