VfR Mannheim Coach Kenan Kocak:

VfR Mannheim Coach Kenan Kocak: "Keven Bayram fehlt uns brutal." / Der 23- jährige VfR-Defensivspezialist wurde am Knie operiert

VfR Mannheim Coach Kenan Kocak: „Keven Bayram fehlt uns brutal.“ / Der 23- jährige VfR-Defensivspezialist wurde am Knie operiert

Archiv Oberliga (Fußball) | erstellt am Do. 27.09.2012

Foto: Keven Bayram (im Vordergrund) unmittelbar nach dem Aufstieg in die Oberliga 2010/2011.

„Ich wusste sofort, da ist etwas gerissen.“

Der Oberligavizemeister VfR Mannheim gastierte in Offenburg und spielte gegen den Verbandsligisten SV Linx. Defensivspieler Keven Bayram erlief einen langen Ball und bekam von der Seite einen harten Körperkontakt eines Linxer Spielers. Das Standbein von Bayram verdrehte und der 23-jährige verspürte nur noch Schmerzen. „Mir war sofort klar, da war etwas gerissen. Dieser Knall im Knie und der Schmerz. Da gehen dir gleich tausend Gedanken durch den Kopf.“ Diagnose: Knorpel angerissen.

Bayram: „Ich habe mir bezüglich der Behandlungsmethode mehrere Meinungen eingeholt. Am Ende entschied ich mich für ein spezielles Verfahren, was jedoch von der Berufsgenossenschaft abgelehnt wurde. Das hat mich zunächst auch wertvolle Zeit gekostet“, so der Defensivspezialist.

Foto: Bayram schlägt einen Ball aus vollem Lauf in den Strafraum.

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Die Knie- OP fand dann am 13.09.2012 statt. Der Knorpel wurde geglättet und freie Gelenkskörper entnommen. Die behandelnden Ärzte waren positiv überrascht bei der OP, da sich das Knie nach diesen zwei Monaten Pause doch überraschend gut erholt hatte. „Das hat jetzt alles gut geklappt und wenn der Heilungsprozess ohne Probleme verläuft, dann kann ich zum Ende der Hinserie wieder mit dem Lauftraining beginnen. Mein Ziel ist es natürlich, in der Rückserie wieder voll einsatzfähig zu sein“, blickt Bayram positiv in die Zukunft.

Kenan Kocak: „Bayram fehlt uns brutal.“

VfR-Coach Kenan Kocak: Keven Bayram fehlt uns brutal. Die Qualität des dienstältesten Spielers (seit 2008) im VfR-Team ist unbestritten und wir sind natürlich alle froh, wenn er wieder voll einsatzfähig ist, die Mannschaft verstärken kann.“ gmc3bcnd 37

Zum „Kicken“ kam der talentierte Bayram im Alter von 5 Jahren beim MFC Phönix Mannheim. In der B-Jugend (2. Jahrgang) der Wechsel zum SV Waldhof Mannheim 07. „Ich habe dort bis zur A-Jugend in der Oberliga gespielt – damals noch im linken Mittelfeld.

Der Schichtdienst verhinderte eine noch erfolgreichere Laufbahn

Nach der A-Jugend hatte ich einen Festvertrag bei EVO-Bus als Lackierer bekommen und musste Schichtdienst arbeiten – von daher hatte ich auch keine Chancen beim SV Waldhof in der Oberliga zu spielen“, blickt Bayram zurück.

Markus Stegili, der damals die U 23 des VfR Mannheim trainierte, lotste Bayram zu den Rasenspielern. Er sollte in der Kreisliga spielen – das ließ sich mit seinem Schichtdienst vereinbaren, dachte man. Bayram: „Ich wurde aber schon nach wenigen Wochen von Raphael Sanchez ins Oberliga-Team berufen. Wir haben 2007/2008 die Oberliga halten können, sind dann aber 2008/2009 in die Verbandsliga abgestiegen. Wir waren damals kein richtiges Team, da lief vieles verkehrt.“    

Keven Bayram hatte in einer Auswahlmannschaft bei der Eröffnung der Rhein-Neckar Arena mitgewirkt vfrmannheim

Ein schönes Erlebnis hatte Bayram am 24. Januar 2009 bei der Eröffnung der Sinsheimer Rhein-Neckar Arena, der Spielstätte des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim. „Ich wurde in die Auswahlmannschaft der Metropolregion Rhein-Neckar berufen und wir spielten gegen die Hoffenheimer. Das war ein Riesenerlebnis, vor 31.000 Zuschauern zu kicken – das werde ich trotz der 6:2 Niederlage nicht vergessen. Ich hatte Andreas Beck ausgespielt und nach innen geflankt, die Vorlage zur 0:1 Führung gegeben“, freut sich Bayram noch heute „diebisch“ über diese Szene.

Gernot Jüllich hatte ihn vom Mittelfeldspieler zum Linksverteidiger umgeschult

2009/2010 war Gernot Jüllich VfR-Coach – er funktionierte Keven Bayram vom Mittelfeldspieler zum Abwehrspieler um. Die Saison verlief ganz gut – am Ende waren jedoch die SpVgg. Neckarelz und der SV Spielberg vor den Rasenspielern. Ein Jahr später dann der grandiose Aufstieg über die Relegationsspiele in die Oberliga. Gernot Jüllich hatte wegen Querelen in der Winterpause aufgehört – Kenan Kocak, der zuvor die Manager-Funktion innehatte, übernahm das Team. Bayram: „Wir spielten eine sehr starke Rückserie und sind am Ende auch verdient aufgestiegen.“

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Die letzte Saison war sportlich gesehen überragend, auch wenn es am Ende nicht reichte

Dem Aufstieg folgte eine sensationelle Hinserie. Der VfR Mannheim düpierte die Liga und stand nach der Halbserie mit 8 Punkten Vorsprung auf Platz 1 der Tabelle. Keven Bayram hatte auf der linken Defensive überragende Leistungen abgerufen. Die Abwehr mit Wegmann, Mühlbauer, Kirchner und Bayram gehörte zu dem Besten was die Liga hatte. „Ja, wer hätte das gedacht? Wir nahmen den Schwung und die Euphorie des Aufstieges mit. Die anderen Mannschaften unterschätzten uns auch teilweise, sodass wir unser Spiel auch gut durchsetzen konnten. In der Rückserie hatten wir großes Verletzungspech. Die Mannschaften hatten sich auf uns eingestellt und es war eben sehr schade, dass wir am Ende noch den ersten Platz an die Ulmer abgeben mussten. Dennoch war es eine tolle Saison – die uns vorher niemand zugetraut hätte“, sieht Keven Bayram das positive aus der letzten Oberligaspielzeit.

Gegen den FC Nöttingen im Pokal-Viertelfinale den entscheidenden Elfmeter verschossen

Aber Bayram hatte auch eine „schwarze Stunde“ zu überstehen. Im Viertelfinale des Badischen Pokals scheiterte der ansonsten sehr sichere Elfmeterschütze  beim Stande von 5:6 für Nöttingen mit einem Strafstoß beim Elfmeterschießen. „Sascha Rausch stand im Tor der Nöttinger. Wir hatten schon in einem Team gespielt und er kannte meine Ecke sehr gut. Ich habe deshalb versucht noch platzierter zu schießen, der Ball knallte an den Torpfosten und wir waren ausgeschieden“, dachte Bayram in diesem Moment – die Welt ginge unter. Bayram weiter: „Aber Trainer und die ganze Mannschaft trösteten mich da sofort. Ich hatte nie das Gefühl in der Mannschaft „der Depp des Abends“ gewesen zu sein. Wir waren ein Team und so zeigte sich das auch nach dem unglücklich verlorenen Spiel. Hätten wir das gewonnen, wer weiß – vielleicht hätten wir den Pokal geholt und den Einzug in die DFB-Hauptrunde geschafft, anstatt der FC Nöttingen.“

Foto: Nach dem verschossenen Elfmeter hätte sich Keven Bayram am liebsten hinter einer großen Sonnenbrille versteckt.

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Die Mannschaft ist sehr gut, wir brauchen aber noch etwas Zeit

In dieser Spielzeit steht der VfR Mannheim nach 8 Spieltagen auf einem guten Mittelfeldplatz. Nicht ganz dort, wo der ehrgeizige und akribisch arbeitende Trainer Kenan Kocak mit der Mannschaft stehen will. „Wir haben eine neue Mannschaft, das darf man nicht vergessen. Die individuelle Qualität hat sich bei uns im Kader verbessert – da sind wir noch stärker als im Vorjahr. Aber wir haben in den bisherigen Spielen auch brutales Verletzungspech gehabt und die Mannschaft hatte noch gar nicht die Chance sich wirklich einzuspielen. Der Trainer muss ja ständig neu improvisieren. Ich bin zuversichtlich – wir werden noch eine richtig gute Spielzeit hinlegen“, sieht Bayram keinen Grund zur Panik.

Ich hoffe schon bald die FIFA 13 gegen einen richtigen Ball einzutauschen

„Für mich ist jetzt wichtig wieder gesund zu werden, damit ich wieder gegen den Ball treten kann“, sagt der FIFA13 Play-Station – Fan. Ja, ich bekenne mich dazu. Jetzt wo ich durch die OP zwangsläufig mehr Zeit habe, widme ich mich dem neuen Spiel natürlich intensiver“, so ein verschmitzt lächelnder Keven Bayram – der wieder so schnell wie möglich die FIFA 13 gegen einen richtigen Ball tauschen möchte.

Fotos: Edmund Nohe

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