Der Sportkurier im Gespräch mit VfR-Coach Kenan Kocak
Der Sportkurier im Gespräch mit VfR-Coach Kenan Kocak
Archiv Oberliga (Fußball) | erstellt am Sa 02.02.2013
Foto oben: Kocak’s Sohn marschiert vorneweg. Gelingt dies auch bald dem Team des VfR Mannheim?
Bei zwei, bzw. drei Spielen – die man weniger als die Konkurrenz ausgetragen hat, ist alles drin für die Mannschaft von Trainer Kenan Kocak. Wir haben uns mit dem Chefcoach der Mannheimer unterhalten.
Sportkurier: Hallo Herr Kocak. Sie stehen mit Ihrer Mannschaft seit dem 15. Januar wieder im Trainingsbetrieb. Welchen Eindruck haben Sie von ihren Jung’s nach der langen Pause?
KENAN KOCAK: Wir haben jetzt zum ersten Spiel bei der TSG 1899 Hoffenheim II gleich sechs personelle Ausfälle gehabt. Das zweite Testspiel gegen den VfR Bürstadt fiel aus, weil wir nur noch 12 gesunde Spieler hatten. Da ging ein Grippevirus in der Mannschaft herum. Ansonsten ist die Verfassung der Spieler unterschiedlich. Man sieht, wer etwas gemacht hat und wer nicht. Entsprechend werden wir bei dem einen oder anderen das Training verstärkt ansetzen.
Foto: Im Halbfinale des MorgenMasters scheiterte der VfR Mannheim am SV Waldhof (1:4).
Sportkurier: Personell hat sich in der Winterpause nichts getan beim VfR Mannheim?!
KENAN KOCAK: Nein, wir waren an einem Spieler sehr interessiert, aber der zog es vor – zu einem Ligakonkurrenten zu wechseln. Wir können da mit solchen „Offerten“ anderer Clubs nicht mithalten. Zwei, drei Spielern in unserem Team habe ich nahegelegt den Verein zu wechseln, aber davon haben die Spieler keinen Gebrauch gemacht. Wir werfen niemanden raus, also bleiben diese Spieler zumindest bis Saisonende bei uns.
Sportkurier: Sie haben mit ihrem Team beim MorgenMasters den 4. Platz belegt. Enttäuscht?
KENAN KOCAK: Wir haben uns natürlich mehr erhofft bei diesem Turnier. Der Auftakt mit einer Niederlage und einem Remis war nicht gut, aber wir haben uns dann von Spiel zu Spiel gesteigert. Die 4:1 Niederlage gegen den SV Waldhof I war im Halbfinale sicher auch etwas unglücklich. Danach war die Luft raus im Spiel um den 3. Platz.
Sportkurier: Die Winterpause kam wegen der Spielausfälle sehr früh und ihre Mannschaft hatte eine sehr gute Form. Sind Sie zuversichtlich an diese Leistungen zur Rückrunde anzuknüpfen?
KENAN KOCAK: Wir müssen jetzt in der Vorbereitung diese Grundlagen für eine erfolgreiche Rückrunde schaffen. Die Qualität in der Mannschaft ist sehr gut, aber jeder Einzelne muss nun seinen Fokus voll und ganz auf die kommenden Spiele richten, dabei sein ganzes Potenzial abrufen. Von alleine kommt das nicht, also gilt es hart, gut und zielorientiert zu arbeiten.
Foto: Szene aus dem Spiel gegen den TSV Grunbach (2:0). Der VfR setzte seine Serie fort.
Sportkurier: Der Tabellenführer SpVgg. Neckarelz hat sich verstärkt. Mit Fisnik Myftari und Fitim Fazlija wurden zwei Spieler an Land gezogen, die schon höherklassig agiert haben. Wie schätzen Sie das ein?
KENAN KOCAK: Die Neckarelzer versuchen natürlich aufzusteigen, das ist legitim. Beide Spieler haben sicherlich ihre Qualitäten, aber Spiele werden zum Glück auf dem Platz und nicht auf dem Transfermarkt entschieden. Wir sehen das also sehr entspannt.
Sportkurier: Wie steht es um ihren etatmässigen Kapitän und Torjäger Kaan Erdogdu?
KENAN KOCAK: Kaan kann aufgrund seiner Knieprobleme nicht regelmässig und konstant trainieren, dies ist aber erforderlich – um auch einen Platz im Kader einzunehmen. Wir müssen die weitere Entwicklung abwarten und dann sehen, was möglich ist.
Sportkurier: Mit welcher Erwartungshaltung gehen Sie als verantwortlicher Trainer mit ihrer Mannschaft in die Rückrunde?
KENAN KOCAK: Ich erwarte sogar noch eine Leistungssteigerung gegenüber den letzten Spielen, obwohl diese erfolgreich gemeistert wurden. Wir haben viel individuelle Klasse in unserem Team und das müssen wir bei jedem einzelnen optimal nutzen. Wichtig ist dabei die Bescheidenheit zu bewahren und respektvoll gegenüber dem Gegner aufzutreten. Wer abhebt, den hole ich wieder auf den Boden der Tatsachen herunter.
Foto: Kapitän und Torjäger Kaan Erdogdu ist nach seiner sehr langen Verletzungspause noch immer nicht voll belastbar/einsatzfähig.
Sportkurier: Ist der Angriff auf die Tabellenspitze das erklärte Ziel?
KENAN KOCAK: Das würde ich so nicht sagen, denn da wären wir wieder bei der Bescheidenheit. Unser erklärtes Ziel ist es, Woche für Woche eine konstant gute Leistung abzurufen und möglichst lange den Kontakt zur Spitzengruppe zu halten. Gelingt uns dies bis zum Ende der Saison, dann werden wir sicherlich auch unsere Chance bekommen.
Sportkurier: Im Falle eines Aufstieges in die Regionalliga Süd – wäre das sportlich und finanziell zu stemmen?
KENAN KOCAK: Damit haben wir uns ehrlich gesagt noch nicht näher beschäftigt. Sollte es so kommen, so bin ich von der jetzigen Qualität in der Mannschaft überzeugt und glaube, dass wir auch eine Spielklasse höher bestehen könnten. Zum finanziellen kann ich nicht viel sagen, da müsste man unser Präsidium fragen.
Sportkurier: Es ist hinlänglich bekannt, dass Egon Scheuermann den Verein seit vielen Jahren finanziell unterstützt. Wie sähe es denn ohne eine Unterstützung von Herrn Scheuermann aus?
KENAN KOCAK: Jeder Club braucht seine Sponsoren, Gönner und Werbepartner, um sportliche Zielsetzungen verwirklichen zu können. Herr Scheuermann ist ungemein wichtig für diesen Club, aber man ist natürlich weiterhin angehalten, den VfR Mannheim auf viele Füße zu stellen. Die wirtschaftliche Entwicklung muss mit der sportlichen im Gleichschritt erfolgen.
Foto: Von solch einer Zuschauerkulisse können die Rasenspieler derzeit nur träumen. Derbys gegen den SV Waldhof waren schon immer Zuschauermagneten. Hier eine Partie im Rhein-Neckar Stadion.
Sportkurier: Das Zuschaueraufkommen beim VfR Mannheim ist eher bescheiden. Schielt man da nicht ab und zu etwas neidisch zum Nachbarn SV Waldhof?
KENAN KOCAK: Neidisch nicht, aber ich bewundere das schon beim SV Waldhof Mannheim. Der VfR Mannheim kann sich was die Fanszene betrifft – nicht mit einem SV Waldhof vergleichen. Die Waldhöfer sind mit ihrem Verein verwurzelt und das hat sich über Generationen so fortgeführt. Hier hat man beim VfR Mannheim wohl schon vor vielen Jahren versäumt, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen um mehr Zuschauer zu generieren. Man darf aber auch nicht verkennen, dass es unzählige Oberligisten und auch Regionalligisten gibt, die einen noch schwächeren Zuschauerschnitt haben, wie unser Verein. Die Vereine haben allgemein mit rückläufigen Zuschauerzahlen zu leben, das Problem haben nicht nur wir.
Sportkurier: Würde man im Falle eines Aufstieges den Kader wieder runderneuern?
KENAN KOCAK: Ob Oberliga oder Regionalliga, eine so große Fluktuation wie letzte Saison, das möchte ich nicht noch einmal mitmachen. Es kostet sehr viel Zeit und auch sehr viel Nerven – eine Mannschaft komplett neu aufzustellen. Unser Ziel muss und sollte es sein, die Mannschaft nächste Saison im Kern zu erhalten und nur punktuell zu ergänzen/verstärken.
Foto 5 RED / Foto 2: Berno Nix / Foto 1+ 3 + 4 E. Nohe
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