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Henrik Reßler: „Wenn nach dem Spiel niemand über Dich spricht, dann hast du gut gepfiffen.“

Archiv Kreisliga (Fußball) | erstellt am Mo 17.12.2012

Die Schiedsrichter müssen für alles den „Kopf hinhalten“ – wenn die Punkte an den gegnerischen Club gehen oder ein Spieler frühzeitig duschen darf.

Doch ohne die Männer mit der „Pfeife“ läuft nichts. Zumindest darin sind sich Zuschauer, Vereinsfunktionäre, Trainer und Spieler einig.karte

Es fehlt an Unparteiischen und wenn es in ein paar Jahren „ganz dicke“ kommt, könnten Jugendspiele und Begegnungen der unteren Klasse nicht mehr besetzt werden, so der allgemeine Tenor der Verbände.

Dabei hat doch die „Schiedsrichterei“ auch ihre positiven Seiten. „Ich bin Schiedsrichter aus Leidenschaft. Es ist mein Hobby und mir macht es immer noch viel Spaß“, so Henrik Reßler, der im Fußballkreis Mannheim Spiele bis zur Kreisliga leitet. Darüber hinaus ist der 26-jährige auch Schiedsrichter-Einteiler Jugend im Mannheimer Fußballkreis.

Der Sportkurier hat sich mit dem Mannheimer Schiedsrichter unterhalten:

Sportkurier: Herr Reßler, wie kam es zur „Schiedsrichterei“?

HENRIK REßLER: Ich hatte bis zur C-Jugend beim ASV Feudenheim Fußball gespielt, aber ich merkte dann auch, dass das „kicken“ nicht unbedingt meine Paradedisziplin werden würde. Herbert Knobloch, ein langjähriger Schiedsrichter und Jörg Friedrichs, der heute Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses ist – konnten mich für eine Schiedsrichterausbildung begeistern.

Foto: Der 2 Meter große Henrik Reßler überragt die meisten Fußballer auf dem Platz. Hier bei einem Futsal-Turnier mit Chris Ternes (links) und Nina Schneider (Mitte). christernesninaschneider

Sportkurier: Da waren Sie doch noch recht jung.

HENRIK REßLER: Ja, ich habe mit 13 Jahren meine Schiedsrichterprüfung abgelegt und pfeife nun im 13. Jahr. Ab 2000 hatte ich Jugendspiele geleitet und 2002 dann als 17-jähriger als Schiedsrichter-Assistent auch bei den Aktiven mitgewirkt. Danach kamen Spiele in den Kreisklassen B und A – ab 2008 auch Kreisliga.

Sportkurier: Haben Sie noch richtig Spaß am pfeifen? Die Schiedsrichter haben ja einen immer schwereren Stand, dieses Thema hat auch der Fußballkreis verstärkt aufgegriffen. Allgemein lässt das Verhalten von Zuschauern und Spielern immer mehr zu wünschen übrig.

HENRIK REßLER: Zunächst ja, es macht mir immer noch großen Spaß. Ich persönlich hatte bisher weniger Probleme im Umgang mit Spielern und Trainern. Aber man nimmt sich diesem heiklen Thema insbesondere bei den Schiedsrichtersitzungen auch an. Es wird thematisiert und wir erfahren da die absolute Unterstützung vom Fußballkreis. Die Fairness wird oft mit Füßen getreten und wir Schiedsrichter werden verstärkt angehalten – Auffälligkeiten unbedingt zu melden bzw. darüber Berichte zu verfassen. Bei der Urteilsfindung müssen die entsprechenden Gremien entscheiden, darauf haben wir keinen Einfluss.

Sportkurier: Wie geht man mit der Kritik von außen, von den Zuschauern um?

HENRIK REßLER: Da hilft nur auf Durchzug umzuschalten. Links ins Ohr rein und rechts wieder heraus – ansonsten verliert man die Kontrolle über das Spiel, wenn man sich zu sehr damit beschäftigt. Wenn nach dem Spiel niemand über Dich spricht, dann hast du gut gepfiffen.

Sportkurier: Haben Sie auch Vorbilder?

HENRIK REßLER: Dr. Felix Brych durfte ich anlässlich des Harder-Cups 2008 persönlich kennen lernen. Er gab mir Hobby-Schiedsrichter einige wertvolle Tipps im Umgang mit Spielern und Trainern. Seine lockere Art und umsichtige Spielleitung sind schon bemerkenswert. Auch Peter Gagelmann ist ein klasse Schiedsrichter. Bei ihm macht es die Souveränität aus – er ist ein gestandener und erfahrener Referee. Regional gesehen habe ich von Tobias Schmitz (Oberliga) und Christian Groß (Verbandsliga) am meisten abgeschaut. Da kann man in Punkto Auftreten und Umgang mit den Spielern einiges lernen.

Foto: Henrik Reßler nimmt auch gelegentlich Anschauungsunterricht bei Bundesligapartien. Hier bei diesem Foto war es jedoch eine Stadionbesichtigung beim Hamburger SV. 26596 102390093126999 3898400 n

Sportkurier: Wo liegen die Unterschiede zwischen der Spielleitung in der Kreisklasse und der Kreisliga?

HENRIK REßLER: In der Kreisliga laufen wir mit Schiedsrichter-Assistenten auf – und in der Kreisklasse eben nicht. Da musst du dein Spiel als Schiedsrichter ganz anders auslegen. Natürlich ist es einfacher, wenn man Unterstützung an der Linie hat. Da muss man sich in der Spielbeobachtung nicht auf das Abseits konzentrieren, dafür hast du ja Assistenten. Dennoch muss das Zusammenspiel passen. Bei wichtigen Entscheidungen hast du deinen Blickkontakt zu deinen Assistenten, die dich in kritischen Entscheidungen unterstützen. bad. verband

Sportkurier: Wie sieht es mit neuen Schiedsrichtern aus. Werden diese auch nach erfolgreicher Prüfung entsprechend betreut?

HENRIK REßLER: In der Vergangenheit bekamen die neuen Schiedsrichter für einige Spiele einen erfahrenen Kollegen/Kollegin an die Seite gestellt. Aber sie mussten ganz schnell „alleine schwimmen“. Nun wurde ein einmaliges Projekt gestartet. Ab der Rückrunde werden Schiedsrichterneulinge längerfristig einen erfahrenen SHR an die Seite gestellt bekommen. Eine intensive Betreuung, bessere Ausbildung und Förderung soll dazu dienen, dass die Schiedsrichter auch langfristig Spaß an der „Pfeiferei“ haben. Da gehört auch Freude am Hobby dazu, denn für das was man als Schiedsrichter bekommt, da kann man auch Zeitungen austragen.

Sportkurier: Wie sieht es bei Ihnen persönlich mit Fortbildungsmaßnahmen aus?

HENRIK REßLER: Die Schiedsrichter müssen einmal im Monat an einer Pflichtversammlung teilnehmen. Dort werden Neuerungen besprochen oder spezielle Vorfälle diskutiert. Man ist immer auf dem Laufenden. Einmal im Jahr nehme ich an einer Kreis-Leistungsprüfung mit Regeltest teil. Das ist ab B-Klasse notwendig. Und ab Kreisliga aufwärts sind wir alle 4 Wochen im Sportzentrum Edingen im Förderkader. Auch hier finden regelmäßige Leistungstests statt und es werden theoretische Schulungen durchgeführt.

Sportkurier: Was wünschen Sie sich als Schiedsrichter in der Zukunft?

HENRIK REßLER: Das Werte wie Anstand, Fairness und soziale Kompetenz wieder augenscheinlicher werden auf dem Fußballplatz. Es ist im Endeffekt nur ein Spiel, bei dem man sich als Gegner, aber nicht als Feinde begegnen sollte. Auch würde ich mir mehr Verständnis für meine Kollegen/Kolleginnen wünschen. Von uns ist jeder bestrebt Woche für Woche seine beste Leistung abzurufen, aber wie bei den Spielern selbst, ist dies eben auch nicht immer möglich. Man kann auch in den unteren Spielklassen keinen FIFA-Referee erwarten, den Spielern selbst sind ja auch Grenzen gesetzt. Also einfach auch mal entspannter bleiben, wenn der Pfiff nicht immer nach Wunsch ertönt.

Sportkurier: Dann vielen Dank für das Interview und Ihnen schon jetzt besinnliche Weihnachtstage.

HENRIK REßLER: Das wünsche ich Ihnen auch, vielen Dank.

alle Fotos: H.R.  Foto 2- Red

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