Der Sportkurier im Interview mit Stephan Groß und Michael Schüssler
Der Sportkurier im Interview mit Stephan Groß und Michael Schüssler
Archiv Jugend (Fußball) | erstellt am Di 21.02.2012
Stephan Groß, der mit Michael Schüssler mit der Leitung des Jugendförderzentrums am Alsenweg beauftragt ist, wird seinen zum 30.06.2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Damit folgt er Michael Schüssler, der dem Präsidium des SV Waldhof ebenfalls mitgeteilt hatte, über den 30.06.2012 hinaus, sein Amt aufzugeben. Beide haben in den letzten Jahren eine hervorragende Arbeit geleistet, die am Saisonende sogar mit drei weiteren, großen Erfolgen gekrönt sein könnte.
Mit der U 19 wird der Klassenerhalt in der 1. Bundesliga/Süd-West angestrebt, des Weiteren der Aufstieg der U 17 in die Bundesliga und der Aufstieg der U 15 in die höchste deutsche Spielklasse. Ein Abschied könnte dann für die beiden „Macher“ kaum erfolgreicher und eindrucksvoller sein.
Wir haben uns unmittelbar nach der Pressemeldung mit Stephan Groß und Michael Schüssler unterhalten:
Sportkurier: Herr Schüssler, zunächst möchten wir unser Bedauern zum Ausdruck bringen, über ihren Entschluss am Ende der Saison aufzuhören. Mit Ihnen wird auch der U 19 Cheftrainer und Leiter des Förderstützpunktes, Stephan Groß gehen. Sie gaben für Ihren Entschluss Überlastung an und der Aufwand auf diesem hohen Niveau sei nicht mehr in Einklang mit ihrer beruflichen Tätigkeit zu bringen.
Michael Schüssler: Ja, das ist richtig. Stephan Groß und meine Person sind im sechsten Jahr hier auf dem Waldhof tätig. Wir haben sehr viel erreicht und darauf können wir mit Stolz zurückblicken. Wir haben mit der Jugend einige Aufstiege in die höchste deutsche Spielklasse geschafft. Von alleine kommt so etwas nicht, da steckt wahnsinnig viel Arbeit dahinter. Auf diesem hohen Level, dies weiterhin mit dem Beruf zu vereinbaren, war kaum noch möglich.
Sportkurier: Hört sich an, als wären Sie etwas ausgebrannt?!
Michael Schüssler: Sicher wollen Stephan Groß und meine Person hier eine Arbeit verrichten, die auf einem sehr hohen Level stattfindet. Da müssen viele Bausteine ineinander passen, bestimmte Mechanismen greifen, um den größtmöglichen Erfolg erzielen zu können. Wir haben immer unser bestes gegeben, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Aber diese Ziele waren dann auch nur zu verwirklichen, indem wir auch an unsere Grenzen gingen. Wenn man das mit Ihrer Frage „ausgebrannt“ in Verbindung bringen will, ist da sicher was dran.
Sportkurier: Was wäre dem/n Nachfolger/n in der U 19, aber natürlich auch der Leitung des Förderstützpunktes zu wünschen.
Michael Schüssler: Natürlich nur das Beste. Aber Spaß beiseite, wir haben hier am Alsenweg sehr viele talentierte Spieler. Diese gilt es weiter auszubilden, zu fördern und dadurch auch erfolgreich zu sein. Der Aufwand ist riesengroß und natürlich ist den Nachfolgern zu wünschen, diesen bewältigen zu können.
Sportkurier: Große Fußstapfen, in die Nachfolger treten müssen.
Michael Schüssler: Das sollen andere beurteilen, ob es so ist. Stephan Groß und meine Person haben auf jeden Fall immer versucht das Maximale herauszuholen und ich denke, uns ist das sehr gut gelungen.
Sportkurier: Ein lachendes Auge und ein weinendes bei der Entscheidung, dann nach dem 30.06. nicht mehr im Amt zu stehen?
Michael Schüssler: Natürlich! Ich bin Urwaldhöfer, seit meiner Jugend mit dem Verein verbunden. Das wird so bleiben, schließlich bin ich noch der 2. Vorsitzende im Förderkreis Fußballjugend und im Club der Ehren- und Goldnadelträger (CEG). Ich bleibe dem SV Waldhof also nach wie vor noch erhalten, wenn auch nicht mehr in dem Umfang wie bisher, und auch nicht mehr in dem bisherigen Tätigkeitsbereich.
Sportkurier: Dann wünschen wir Ihnen natürlich noch den erhofften, sportlichen Erfolg in dieser Rückserie. Es sind ja insgesamt noch zwei Aufstiege und ein Klassenerhalt das erklärte Ziel.
Michael Schüssler. Danke. Ja, wir wollen mit der U19 die Klasse in der Bundesliga erhalten. Da ist schon das Spiel am Sonntag gegen die Frankfurter Eintracht ganz wichtig. Nach dem Sieg in Fürth könnten wir nun bei dem Spiel nachlegen. Die U 17 hat sicher hervorragende Chancen auf einen Aufstieg und auch die U 15 kann es schaffen. Ich bin zuversichtlich.
Der Sportkurier hat sich auch mit U 19 Cheftrainer Stephan Groß unterhalten:
Sportkurier: Herr Groß, Sie als Trainer-Ikone haben sich solidarisch erklärt und nach dem Entschluss von Michael Schüssler, ebenfalls mitgeteilt, nach dem 30.06.2012 nicht mehr als Leiter des Jugendförderzentrums und als Cheftrainer der U 19 zur Verfügung zu stehen.
Stephan Groß: Ja, das habe ich. Ich hätte gegebenenfalls nochmals 12 Monate drangehängt, wenn auch Michael Schüssler sein Bleiben erklärt hätte. Da seine Entscheidung zum 30.06. aufzuhören feststand, habe ich mich seiner Entscheidung angeschlossen. Uns beide verbindet da eine langjährige, vertrauensvolle und intensive Zusammenarbeit und auch Freundschaft. Wir sind beide im sechsten Jahr hier und es stand für mich sofort fest, wenn wir aufhören, dann gemeinsam, denn wir haben auch zusammen begonnen.
Sportkurier: Ihnen ist der Entschluss sicher auch nicht leicht gefallen. Sie beide hängen doch mit Herz und Seele an der Jugendarbeit.
Stephan Groß: Ja, klar fällt ein solcher Entschluss nicht leicht, aber es ist nun mal so entschieden. Michael
Schüssler ist für diesen Verein, natürlich insbesondere für die Jugendarbeit hier, eigentlich unentbehrlich. Er war über Jahre die Triebfeder in der Jugendabteilung und hat oft im Schatten anderer, sehr harte und sehr gute Arbeit verrichtet. Ohne sein Wirken, wäre man nicht da, wo man sich aktuell mit der Jugendarbeit befindet. Und nun machen wir bis zum Ende der Saison noch das Beste daraus. Wir haben noch große Ziele, diese sollen realisiert werden.
Sportkurier: Das der Mannschaft auch klar zu machen ist sicher nicht einfach. Schließlich würden noch viele Spieler auch in der kommenden Spielzeit unter ihrer Leitung stehen.
Stephan Groß: Ja, die Mannschaft ist über diesen Entschluss bestimmt nicht erfreut gewesen. Aber die Jungs können jetzt auch ein Stück Professionalität lernen aus der Geschichte. Michael Schüssler und meine Person werden bis zum letzten Tag hier alles für den Erfolg geben, auch wenn wir wissen, dass am 30.06. die Arbeit hier aufhört. Und unsere Jungs werden irgendwann in einem Club spielen, wo sie bereits im Januar oder Februar wissen – am Ende der Saison ist Schluss bei dem Verein. Aber dennoch wird bis zum letzten Tag alles abgerufen, was an Leistungsfähigkeit vorhanden ist. Das ist man sich und seinem Verein schuldig.
Sportkurier: Ein eindrucksvolles Schlusswort Herr Groß. Letzte Frage, können Sie sich vorstellen in der neuen Spielzeit ein Engagement bei einem anderen Verein anzunehmen oder ist eine „schöpferische Pause“ angesagt.
Stephan Groß: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich das überhaupt nicht sagen, da ich mich damit überhaupt nicht beschäftigt habe. Ich lasse alles auf mich zukommen, damit bin ich bisher immer ganz gut gefahren.
Sportkurier: Dann auch Ihnen erstmal vielen Dank. Wir werden die U 19 auch in der Rückserie „medial“ begleiten und wünschen uns natürlich, dass Sie und Michael Schüssler mit der U 19 die schwere Spielklasse, in der fast nur Nachwuchsteams von Bundesligisten spielen, halten können.
Stephan Groß: Vielen Dank. Wir werden alles dafür geben.
Fotos: Marco Bschirrer, SVW
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