Jung, ehrgeizig, hungrig...
Jung, ehrgeizig, hungrig…
Archiv Handball | erstellt am Mi. 17.10.2012
Denn irgendwie wusste niemand, was da jetzt kommt. Der totale Absturz oder der lang ersehnte Höhenflug – möglich schien alles. Doch vor allem in einem Punkt war man sich rings um das Kronauer Trainingszentrum sicher: Gerade in den ersten Spielen werden noch keine Bäume ausgerissen. Was an zwei Dingen lag. Erstens: Erneut mussten etliche neue Spieler integriert werden. Und zweitens: Wegen Olympia fehlten fünf Spieler nahezu die komplette Vorbereitung.
Zum Auftakt in Göppingen gesiegt
Trainer Gudmundur Gudmundsson, der Island in London coachte, inklusive. Und dann das! Die Gelben legten los wie die Feuerwehr, spielten so, als hätte es diese Probleme gar nicht gegeben. Uwe Gensheimer und Co. waren sofort hellwach, trumpften zum Auftakt in Göppingen, beim Angstgegner, mächtig auf und landeten einen hochverdienten 30:25-Coup. Ein Premierensieg, der Signalwirkung hatte. Fortan warf man sich von Sieg zu Sieg. Egal wo, egal gegen wen. Zufall? Sicher nicht! Da ist einfach etwas, das anders ist, als in den Vorjahren. Was insbesondere mit den Neuen im Rudel zusammenhängt. Sie wurden ganz bewusst ausgewählt, sind jung, hungrig, ehrgeizig ohne Ende. Vorzüge, die man in den vergangenen Jahren oftmals vergeblich suchte. Nun kämpft jeder für jeden. Gemeinsam will man etwas erreichen, etwas ganz Großes, einen Titel.
Foto: Die Löwen-Fans sind begeistert über die Auftritte ihres Teams.
So weit, so gut. Denn da ist mehr als nur Kampf. Auch Klasse. Gerade hinten drin waren die Badener bislang eine Macht. Die Abwehr steht wie eine Eins und wenn doch mal ein Ball durchs Bollwerk saust, sind da noch zwei weitere Ausnahmekönner: Goran Stojanovic und Niklas Landin, die Torhüter. Vor beiden verneigt sich die ganze Liga. Und man ist sich einig: Stojanovic, der Routinier, und Landin, der junge Weltstar, bilden das beste Gespann in der Bundesliga, wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt.
Überragend die neue Rückraum-Achse mit Alexander Petersson und Kim Eckdahl du Rietz
Neben Landin haben aber noch zwei weitere Neuzugänge eingeschlagen wie eine Bombe. Alexander Petersson und Kim Eckdahl du Rietz, die neue Rückraum-Achse der Löwen. Ein Duo, das trifft wie es will. Aber so schön das ist, es hat auch einen Nachteil. Vor allem ein Landin (24 Jahre) und ein du Rietz (23) wecken Begehrlichkeiten. Kurzum: Es sind zwei Spieler, auf die jeder Verein scharf ist. Demnach könnten auf die Rhein-Neckar Löwen, die mittlerweile bekanntlich finanziell nicht mehr ganz so gut aufgestellt sind, über kurz oder lang zähe Verhandlungen zu kommen. Denn beide besitzen keine Rentenverträge. Du Rietz sogar nur einen Einjahres-Kontrakt.
Folglich könnten sie den Löwen vor der Nase weggeschnappt werden. Könnten, aber werden sie wohl nicht. Denn es ist kein Geheimnis, dass der Handball in einer tiefen Krise steckt. Das Geld ist knapp. Überall. Selbst in der spanischen Liga ASOBAL, die jahrelang mit der deutschen Bundesliga um den Titel „stärkste Liga der Welt“ konkurrierte, geht kaum mehr was. Und in Deutschland? Da gibt es eigentlich nur einen Klub, der bei den Löwen wildern könnte. Na, wer könnte das sein? Richtig: der THW Kiel. Aber der ist eigentlich bedient, hat jede Position doppelt besetzt. Wie auch immer, für die Löwen wäre es ein Segen, wenn sie genau diesen jungen und aufstrebenden Kader langfristig binden könnten, dann wären die langersehnten Titel nämlich die logische Folge.
Fotos: Rhein-Neckar Picture
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