Es herrscht Ruhe im Löwen-Gehege
Es herrscht Ruhe im Löwen-Gehege
Archiv Handball | erstellt am Di. 31.07.2012
Man wollte sich auf das Wesentliche konzentrieren, Kampfansagen vermeiden, bescheiden auftreten. Doch das blieb häufig ein frommer Wunsch. Eine Schlagzeile jagte die nächste. Gerade Ex-Hauptsponsor Jesper Nielsen betätigte sich immer wieder als Lautsprecher. Dementsprechend gespenstig wirkt nun das, was sich aktuell rings um das Löwen-Gehege abspielt. Nämlich nichts. Es herrscht tatsächlich mal absolute Ruhe. Seit Wochen gleicht der News-Sektor auf der Vereinshomepage der Gelben einem Archiv, in dem sich kaum mehr etwas tut.
Ein, zwei positive Meldungen wurden dann aber doch hochgeladen. Zum Beispiel die über Nils Kretschmer, 19 Jahre jung, ein Rückraum-Juwel, dem so mancher Experte eine ruhmreiche Karriere prognostiziert. Die Löwen wollen ihm dabei helfen und natürlich irgendwann mal auch von seinen Toren profitieren. Klaus Gärtner, der im Sommer als Trainer aus Flensburg zu den Löwen gewechselt ist, um junge Spieler an die Bundesliga-Mannschaft heranzuführen, hält viel von Kretschmer:
„Nils ist ein Talent mit Perspektiven, das bei uns eine Chance erhält. Aber er muss hart an sich arbeiten.“ Löwen-Manager Thorsten Storm sagt: „Mit der Verpflichtung von Nils Kretschmer gehen die Rhein-Neckar Löwen ihren neuen Weg – auf eine gute Mischung aus Topspielern und Talente zu setzen – konsequent weiter. Nils findet bei uns optimale Bedingungen für seine weitere Entwicklung vor.“
So weit, so gut, aber wer ist dieser Kretschmer überhaupt? Das Spiel mit dem kleinen Harzball begann er 1997. Damals warf er beim NTSV Strand 08 aufs Tor. Danach ging es nach Lübeck. Sein Talent war unverkennbar, was schließlich zu einem Wechsel ins Sportgymnasium des SC Magdeburg führte. Seit 2011 war er nun für den VfL Bad Schwartau am Ball. Auf den Wechsel vom hohen Norden in den Süden freut er sich sehr. Kretschmer, der zunächst vermehrt in der zweiten Löwen-Mannschaft eingesetzt werden soll:„Ich will nicht nur dort hingehen, sondern auch ankommen, sprich meine Chance nutzen, die mir die Rhein-Neckar Löwen bieten. Ich weiß, es ist eine steinige Strecke bis nach ganz oben, aber ich will alles dafür tun, dies zu schaffen.“ Die Einstellung scheint demnach zu stimmen. Die Körpergröße auch: Kretschmer ist ein Zwei-Meter-Mann, ist somit im Rückraum bestens aufgehoben.
Börge Lund wird er im Kronauer Trainingszentrum nicht mehr über den Weg laufen. Der Norweger hat mittlerweile nämlich doch einen neuen Arbeitgeber gefunden. Der Mittelmann, der vor allem in der Defensive seine Stärken hat, wechselte zu den Berliner Füchsen, dem aufstrebenden Hauptstadtklub, der sich in der Vorsaison in der Tabelle heimlich, still und leise an den Rhein-Neckar Löwen vorbeigeschoben hat.
Bei den Löwen war Lund ein Auslauf-Modell. Bereits vor Monaten hat Trainer Gudmundur Gudmundsson Lund aussortiert. Er sagte ihm, dass er nicht mehr mit ihm plane, dass er sich einen neuen Verein suchen solle. Für ihn war kein Platz mehr im Kader – obwohl sein Vertrag eigentlich noch für die kommende Saison galt. Bleibt abzuwarten, wie sich Lund in Berlin präsentiert. Insbesondere im direkten Duell mit den Löwen dürfte er hochmotiviert sein.
Gut möglich, dass er den Badenern dann das eine oder andere Tor einschenkt. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass sich ein Ex-Löwe bei seinem neuen Verein plötzich zum Überflieger entwickelt. Wie auch immer, als Löwen-Fan kann man sich auf die neue Saison, die am 26. August mit einem Auswärtsspiel bei Frisch Auf Göppingen beginnt, freuen. Zwar wurde der Kader erneut extrem umgebaut, diesmal jedoch weniger mit alternden Stars, sondern vielmehr mit jungen Leuten, die noch reichlich Steigerungspotenzial haben.
Artikel aus der Printausgabe des Sportkurier Fotos: Rhein-Neckar Picture
zurück