Ein Zwischenstand, den man so nicht erwartet hatte

Ein Zwischenstand, den man so nicht erwartet hatte

Ein Zwischenstand, den man so nicht erwartet hatte

Archiv Handball | erstellt am Mi 17.10.2012

Gesagt hat das Holger Löhr, der Trainer des Handball-Zweitligisten SG Leutershausen. Und wer das Geschehen rings um die „Roten Teufel“ etwas näher verfolgt, der weiß: So äußert sich der ehemalige Nationalspieler nicht häufig. Euphorie ist normalerweise nicht sein Ding, er ist eher der mürrische Trainertyp. Einer, der stets auf der Suche nach dem Optimum ist, immer Fehler findet.kurier 30717

Und genau das macht ihn auch so erfolgreich. Doch diesmal war alles anders. Es war der letzte Tag im
September, der Tag, an dem die SG Leutershausen endgültig im Handball-Unterhaus angekommen ist: Durch einen 27:24-Sieg bei der TuS Ferndorf hatten die Bergsträßer so eben ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Zuvor hatte man vier vergebliche Versuche unternommen.

Gut, auch bei der Post Schwerin durfte bereits vorsichtig gejubelt werden. Dort hatte sich die SGL ein 31:31-Remis erkämpft, doch das zählt mittlerweile nichts mehr. Schwerin ist insolvent, steht somit schon jetzt als erster Absteiger fest. Und auch Leutershausen hängt nach wie vor im Tabellenkeller fest. Zwar holte das Löhr-Team bei Aufsteiger SV Henstedt-Ulzburg einen 27:26 Sieg, ab nach sieben Spieltagen steht der viertletzte Tabellenplatz zu Buche.

Ein Zwischenstand, den so sicher nicht jeder erwartet hatte: In den letzten Jahren produzierte der Traditionsverein durchweg positive Schlagzeilen. Nach der Insolvenz im Jahr 2006 kämpfte sich die Löhr-Sieben in Siebenmeilenstiefeln zurück ins Rampenlicht. Von der Oberliga bis in die Zweite Liga. Und auch die soll über kurz oder lang nur eine Durchgangsstation sein. Man will höher hinaus, träumt vom Oberhaus, der stärksten Handball-Liga der Welt.  

Demnach scheint eines wohl unumgänglich zu sein: Neuzugänge. Doch das täuscht. Holger Löhr verfügt definitiv über eine Truppe, in der reichlich Potenzial steckt. Es ist das jüngste Team der ganzen Liga, kaum einer ist älter als 23 Jahre. Will heißen: Bis auf ein, zwei Ausnahmen hat in Leutershausen noch kein Spieler seinen Zenit erreicht. Im Gegenteil: In der Heinrich-Beck-Halle tummeln sich etliche Handballer, die auch in den Nachwuchsteams des deutschen Handball-Bunds ihren Mann stehen. Oder anders ausgedrückt: Läuft alles nach Plan, wird man den einen oder anderen „Roten Teufel“ über kurz oder lang in der A-Nationalmannschaft wieder sehen.

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Ob diese Ausnahmekönner dann gleichzeitig auch noch an der Bergstraße aktiv sein werden, bleibt abzuwarten. Und hängt vor allem von einem ab: der Entwicklung in der Leutershausen. Denn nur, wenn dort über kurz oder lang der Sprung in die 1. Bundesliga gelingt, sind solche Asse auch zu halten. Dass sie jetzt schon einiges drauf haben, bewiesen sie kürzlich auch gegen die Rhein-Neckar Löwen. Der große Nachbar kam zu einem Testspiel an die Bergstraße, gewann am Ende standesgemäß, hatte aber durchaus seine Probleme. Insbesondere die Abwehr der SGL packte auch gegen die Gelben geschickt zu. Bleibt abzuwarten, wie sich die „Jungen Wilden“ aus der Heinrich-Beck-Halle in den nächsten Wochen schlagen werden.

Eines ist jedenfalls bereits jetzt sicher: Im deutschen Handball genießt das „Projekt SGL“ große Anerkennung. Schließlich gibt es im Profi-Handball hierzulande sonst keinen Verein, der ausschließlich auf deutsche Spieler setzt. Und somit wesentlich dazu beiträgt, dass sich Juwele zu Edelsteinen entwickeln können.

Fotos: Rhein-Neckar Picture

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