Gerd Dais scheiterte an seinem eigenen Erfolg

Gerd Dais scheiterte an seinem eigenen Erfolg

Gerd Dais scheiterte an seinem eigenen Erfolg

Archiv 2. Bundesliga (Fußball) | erstellt am Mi. 21.11.2012

Gerade die Trainer haben es dort schwer. Verlieren sie ein paar Spiele in Serie, sind sie schneller weg, als sie gucken können. Aber dass es nun tatsächlich auch Gerd Dais zum zweiten Mal beim SVS erwischt hat, das hat  schon eine besondere Note. Denn Dais ist nicht irgendwer. Dais ist genau der Mann, der bei den Hardtwäldern für die jüngste Erfolgsgeschichte gesorgt hat: Er kam im Februar 2011, als die Schwarz-Weißen am Boden lagen, vor dem Absturz in die Regionalliga standen, packte den Klassenerhalt mit einer starken Rückrunde und stürmte im Folgejahr in die zweite Liga.

Foto: Gerd Dais galt noch vor wenigen Monaten als der „Vater“ des größten Erfolges in der Vereinsgeschichte – er führte den Club von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga.

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Und das mit Sandhausen, einem Dorfklub. Einem Verein, der die Zuschauermassen in der Kurpfalz nicht gerade magisch anzieht – um es mal vorsichtig auszudrücken. Das Paradoxe an der ganzen Geschichte ist aber etwas anderes.

Nämlich das: Wäre Dais im letzten Jahr nicht aufgestiegen, was eigentlich nie die Vorgabe war, würde er jetzt wohl nach wie vor in Sandhausen als Trainer arbeiten. Klingt verrückt, aber im Endeffekt scheiterte Dais an seinem eigenen Erfolg. Gut, manche werden nun sagen, dass sich der Ex-Waldhöfer bessere Spieler hätte holen müssen. Fußballer mit Zweitligaformat. Doch genau die wollte er offenbar, bekam sie aber angeblich nicht, weil sparen angesagt war. Also kam nur Durchschnitt, was schnell klar war. Denn bis heute hat eigentlich keiner der Neuen richtig eingeschlagen. Schlimmer noch: Fallen Spieler aus der ersten Elf verletzt aus, fehlen die Alternativen komplett. Und zuletzt war das Verletzungspech riesig.

Foto: In der Aufstiegssaison 2011/2012 hatten die Hardtwälder viel Grund zum jubeln – aber die 2. Liga scheint doch eine Nr. zu groß zu sein.

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Doch bei aller Sympathie für Gerd Dais, der Neuanfang ist legitim. Beim SVS will man die Wende zum Guten, hofft auf eine bärenstarke Restsaison. Doch mal ehrlich: Mit dem aktuellen Kader würde es an ein Wunder grenzen, wenn der SV Sandhausen die Klasse hält. In der Winterpause muss personell nachgebessert werden. Einige „Kracher“ müssen her. Und mit denen soll es dann Hans-Jürgen Boysen richten. Richtig, auch Boysen ist am Hardtwald kein Unbekannter. Der Neckarstädter gab bereits zwei Mal in Sandhausen sein Fachwissen als Trainer weiter. Von 1994 bis 1996 und in der Saison 2001/2002. Zuletzt coachte er den FSV Frankfurt im Unterhaus, wo er im Dezember 2011 entlassen wurde.

Foto: Zuletzt stand das Team zu oft im Regen. 

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Boysen ist demnach ein ausgewiesener Fachmann, der aber ein extrem schweres Erbe antritt. Die letzten beiden Punktspiele endeten für den SVS blamabel. Einem 1:6 daheim gegen Berlin folgte ein 2:5 in Bochum. Der SVS ist derzeit die Schießbude der Liga. Bis zur Winterpause könnte Boysen noch 15 Punkte einfahren. Doch die Aufgaben sind knifflig: In Ingolstadt, gegen Cottbus, in Aue, beim FSV Frankfurt und gegen Köln. Boysens Vertrag läuft zunächst nur bis zum Saisonende. Bis dahin will man schauen, was passiert.

Foto: Alleine in den letzten beiden Spielen kassierten die Hardtwälder 11 Gegentreffer. Fehlende Qualität und Alternativen im Kader (Verletzungspech) wirkte sich negativ auf die Spielergebnisse aus.

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Klar ist: Packt der SVS die Wende nicht, droht möglicherweise sogar der totale Absturz. Es wäre bekanntlich nicht das erste Mal, dass einem Abstieg prompt der nächste folgt. Zudem sagte Präsident Jürgen Machmeier vor noch nicht allzu langer Zeit, dass sich die Dritte Liga nicht rechnen würde. Sprich bevor man in der Drittklassigkeit nur draufzahlt, wäre die Oberliga vielleicht die bessere Klasse. Die Frage ist nun, was aus Gerd Dais wird. Der wohnt ja in Sandhausen. Aber vielleicht nicht mehr lange: Angeblich liegen ihm einige Angebote vor. Vor allem die Stuttgarter Kickers und Wuppertal sollen Interesse haben.

Kurios am Rande: Aus dem näheren Umfeld des SV Sandhausen ist zu vernehmen, dass sich rund 20 Trainer für die Dais-Nachfolge beworben haben. Und darunter soll auch ein ganz prominenter Name gewesen sein: Lothar Matthäus – kein Scherz.

Fotos: Rhein-Neckar Picture

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