Die Zuschauer sind verwöhnt gewesen / Erfolgsfans wollen Siege sehen

Archiv 1. Bundesliga (Fußball) | erstellt am Fr. 26.10.2012

Vom erklärten Saisonziel, heraus aus dem  Mittelmass und hinauf in höhere Tabellenregionen mit Ambitionen in Richtung europäischen Wettbewerb, ist die Mannschaft (noch) meilenweit entfernt.

Es fehlt der bedingungslose Siegeswillen und das Engagement

Der von Trainer Markus Babbel neu zusammengestellte Spielerkader hat bislang die erwartete und erhoffte Qualität noch vermissen lassen, was die unterschiedlichen Leistungsschwankungen in den bisherigen Spielen deutlich belegen. Dass sich die neue, junge Mannschaft noch im Umbruch befindet und entsprechende Entwicklungszeit benötigt mag verständlich und auch normal sein, dennoch könnte ein engagierteres und beherzteres Auftreten, vor allem in den Heimspielen wie zuletzt gegen Aufsteiger Greuther Fürth, erwartet werden. Beim 3:3 Unentschieden fehlte es unverkennbar an bedingungslosem Siegeswillen und Engagement über die gesamte Spielzeit. Lediglich zu Beginn und in der turbulenten Schlussphase war dies zu spüren. Um den selbst angesetzten Ambitionen gerecht zu werden, ist dies eindeutig zu wenig.

Foto: Auch Tim Wiese hinkt hinter den Erwartungen / Der Ex-Nationaltorhüter ist bei den Fans umstritten.

1899 Hoffenheim hat mit einem Zuschauerrückgang zu kämpfen / Erfolgsfans wollen Siege sehen

Nach einem verpatzten Saisonstart sowie einem kurzen zwischenzeitlichen Hoch mit Siegen gegen Hannover und Stuttgart sorgten eine „erwartete“ Niederlage in München und zwei Heim-Remis gegen schwächer eingestufte Teams wie Augsburg und Fürth eher für Tristes als Aufbruchstimmung. Der aktuelle 14. Tabellenplatz gibt berechtigt wenig Grund zur Euphorie, was sich auch immer deutlicher im Zuschauerinteresse bei Heim- und Auswärtsspielen niederschlägt. Berücksichtigt man bei den statistischen Zuschauerzahlen die Anzahl an oftmals fehlenden Dauerkartenbesitzer, so war zuletzt die Sinsheimer Arena nur noch zu zwei Drittel gefüllt. Ein deutliches Indiz für das weniger berauschende und erfolgreiche Spiel der Kraichgauer. Die Zuschauer sind verwöhnt gewesen und wollen Erfolge sehen.

Manager Andreas Müller hat ehrgeizige Ziele / Gewinner-Mentalität auf Mannschaft übertragen

Neu-Manager Andreas Müller ging sehr engagiert und mit großem Arbeitseifer an seine neue Herausforderung in Hoffenheim. Wie schnell sich seine ehrgeizigen Ziele, der TSG eine neue Orientierung und Gesicht zu geben und gemeinsam für eine neue Zielrichtung zu stehen, umsetzen lassen, ist ganz besonders von den sportlichen Ergebnissen abhängig. Müller und Babbel haben erkennen müssen, dass es äußerst schwer ist, eigene vorgelebte Gewinner-Mentalitäten und Siegeswillen auf die Mannschaft zu übertragen. In der Mannschaft sind noch  fehlende Automatismen unübersehbar. Laufwege und Spielverständnis harmonieren noch nicht über weite Strecken miteinander. Es wird noch reichlich Zeit benötigen bis dies wie gewünscht und erhofft funktioniert.

Foto: Takashi Usami (links im Bild) konnte bisher überzeugen.

Der jungen Mannschaft fehlt es an Konstanz, Willen und Erfahrung. Einer, der hier eigentlich voran gehen sollte ist Ex-Nationaltorhüter und Kapitän Tim Wiese. Doch die neue Nummer eins aus Bremen hat derzeit eher mit sich und seiner Leistung zu kämpfen, als dem Team hilfreich zur Seite zu stehen. 18 Gegentreffer in fünf Pflichtspielen sprechen nicht gerade für den extravaganten und introvertierten Schlussmann. Doch Wiese nun die Alleinschuld an den vielen Gegentreffern zu geben, wäre nicht fair, denn hier ist der gesamte Abwehrverbund gefragt.

Takashi Usami hat bisher überzeugt

Von den Neuzugängen konnte bislang besonders Takashi Usami positiv überzeugen. Mit zwei Saisontreffern sowie temporeichen und torgefährlichen Dribblings  konnte der japanische Nationalspieler seine Offensivqualitäten schon des Öfteren unter Beweis stellen. Das Interesse an dem 20-Jährigen in seiner Heimat ist sehr groß, wie der japanische Journalist Nakata aus Tokio gegenüber dem Sport-Kurier bekundet. Auf seinem Europa-Trip begleitete er die japanische Nationalmannschaft bei den Spielen in Paris und Breslau und beobachtete, wie  14 (!) weitere asiatische Medienvertreter, Usami in Sinsheim gegen Fürth. Für den erfahrenen Fußball-Berichterstatter zählt Usami zu den talentiertesten Spielern Japans.

Foto: Takashi Usami umringt von japanischen Journalisten / Foto: BWA

Am Samstag gastiert 1899 Hoffenheim um 15:30 Uhr beim Tabellenachten Mainz 05. Die bisherige Bundesliga-Bilanz mit vier Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage spricht für die Rheinhessen. Beim letzten Gastspiel in der neuen Mainzer Arena konnte die TSG mit erfrischendem Konterspiel einen 4:0 Auswärtssieg feiern. Ein erneuter Auswärtserfolg würde das Team von Trainer Babbel ins gesicherte Mittelfeld befördern, mit einer Niederlage steckt man mitten im Abstiegskampf. Dies wollte man durch die ehrgeizigen Saisonpläne unter allen Umständen vermeiden.

Foto: 1+2+3 Rhein-Neckar Picture